Eine kleine Führung durch die Welt der Elektromusik-Klangerzeuger | Teil 7: Sprechcomputer, Vocoder und bearbeitete menschliche Stimmen

Heute, auf den Tag genau vor 45 Jahren, sah etwa die Hälfte der Deutschen die Zukunft und hörte zum ersten Mal eine Vocoder-Stimme. An diesem 17. September 1966 feierte die erste Folge von "Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" ihr Fernsehdebüt. Natürlich war es diese TV-Serie "pseudowissenschaftlicher Quatsch" (wie eine Zeitung schrieb), den sich trotzdem im Herbst 1966 mehr als 50 % der bundesdeutschen Fernsehzuschauer ansahen.

Ich möchte hier aber nur auf den Moment eingehen, als die Vocoderstimme (absolut Science-Fiction-trächtig und -trashig durch einen Siemens-Synthesizer, Bj. 1963) den Countdown zählte, was bei mir damals - ich war sieben Jahre alt - durch Mark und Bein ging. Das alles geschah knapp fünf Jahre, bevor Walter/Wendy Carlos einen Moog-Vocoder beim Soundtrack zu "A Clockwork Orange" benutzte, sechseinhalb Jahre bevor Kraftwerk in ihrer "Ananas Symphonie" einen selbst konstruierten Vocoder einsetzten (siehe Foto links), den sie 1974 mit "Autobahn" weltberühmt machten und ganze zehn Jahre, bevor Alan Parsons in "The Raven" mit dem EMI Vocoder diesem Sprechsound weiter kultivierte.

In meine Welt drang der Vocoder 1980 in Form der Korg-Variante ein, die als Soundbeeinflussungs-Instrument schon weit entwickeltwar und nur etwa ein Zehntel des EMS-Vocoders kostete, der damals oft genutzt wurde. Nur ein Jahr später bekam ich von Electro Harmonix deren Vocoder angeboten, den ich zwar nicht mehr bei unserer "Voyager"-Patte einsetzen konnte, der von mir aber bis 1985 oft live benutzt wurde und der auch auf "Enigmas" zu hören ist.

1984 kam dann der Votrax SC-01A Speech Modulator hinzu, das war ein amerikanischer Phoneme Synthesizer, den ich z. B. in meine letzten "Sounds vom Synthesizer"-Sendung einbaute und der von einem Commodore VC-20 gesteuert wurde (siehe Werbeanzeige rechts). Wenig später ersetzte ich ihn durch den fast baugleichen "SpeakEasy" Voice Synthesizer, der allerdings mit einen Commodore 64 verbunden werden konnte und schneller sprechen konnte.

Eigentlich wollte ich den Commodore-eigenen "Magic Voice Synthesizer" einsetzen, der jedoch zugunsten des Commodore Soundsamplers - an dem ich ind Kosta Kostis offiziell mitentwickeln durften - fallen gelassen und niemals offiziell verkauft wurde, weshalb ich einigermaßen stolz darauf bin, ein seltenes Exemplar des Prototypen zu besitzen, das Commodore uns einst überlassen hatte (siehe Foto links) und später (im Zuge der Insolvenz) nicht mehr um eine Rückgabe bat.

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