Vor 35 Jahren erschienen: "Before and after Science" von BRIAN ENO (Gekauft bei: "MONTANUS")

Heute vor genau 35 Jahren, zu Weihnachten 1977, bekam ich eine Schallplatte geschenkt, die kurz zuvor erschienen war: Brian Enos "Before and after Science", sein fünftes Solo-Album. Wie dem Untertitel der Innenhülle zu entnehmen war, enthielt diese Platte "Fourteen Pictures", zehn davon waren Musikstücke - oder besser gesagt: Klangbilder - von Brian Eno und vier waren Offset-Drucke von Enos Freund Peter Schmidt, der ihn 1968 mit den Klangkompositionen von Steve Reich bekannt gemacht und für diese begeistert hatte. Die Drucke waren "The Road to the Crater", "Look at September, Look at October", "The Other House" und "Four Years" betitelt.

Ich weiß noch wie heute, wie mich diese Platte von Anfang an begeistert hat und schnell waren meine Favoriten unter den Eno-Songs gefunden: "Backwater", "Energy Fools the Magician ", "King's Lead Hat" auf Seite 1 sowie "Julie with...", "By this River", "Through Hollow Lands" und "Spider and I" auf Seite 2. Das sind sieben der zehn Songs und diese Zahl spricht bereits einiges aus, was mir diese Platte damals bedeutete. Wer ein wenig Hintergrundinfos zu "BaaS" benötigt, dem sei dieser Eintrag empfohlen. Und zum "magischen" Jahr 1977 gibt es einen gesonderten Artikel von mir, den es zu lesen lohnt.

Auf das Album aufmerksam wurde ich durch einen ganzseitige Annonce im MELODY MAKER, den ich mir, seit dem ELP im März 1977 ihr "Woks" Album veröffentlicht hatten, regelmäßig bei meinem Schallplatten- und Zeitschriftenladen "Montanus" kaufte. Enos Soloalben kannte ich bis zum Dezember 1977 noch nicht, wohl aber seine Arbeit bei ROXY MUSIC (...mein Favorit bis heute ist "Streetlife") und wusste auch um seine Zusammenarbeit mit David Bowie und T. REX Produzent Tony Visconti.

Durch "BaaS" hörte ich auch wieder etwas von den CLUSTER-Musikern Moebius und Roedelius und stellte auf der Innenhülle der Platte fest, dass Eno auch mit CAN-Drummer Jacki Liebezeit zusammengearbeitet hatte; CAN hatten gerade im Jahr davor ihr "Flow Motion" Album veröffentlicht, das ich schon besaß, und zu Weihnachten 1976 die Single "Silent Night" herausgebracht, die ich Weihnachten davor geschenkt bekam. Liebezeit war zu der Zeit auch der neue Drummer an der Seite von Michael Rother ("Flammende Herzen"), nachdem sein langjähriger Partner Klaus Dinger gerade seine Solo-Projekte (u. a. "la Düsseldorf" vorantireb).

Überhaupt liest sich die Innenhülle von "Before and after Science" wie ein "Who is Who" der damals angesagten Musiker aus UK und Deutschland, inklusive kleiner Überraschungen: hinter dem Namen Shirley Williams verbirgt sich z. B. Robert Wyatt (...so ähnlich wie Mr. A. N. Other auf meiner "Free Creek"-DoLP, der sich für mich später als Eric Clapton entpuppte). Ansonsten kann man sich auf dem Foto oben selbst ein Bild vom Line-Up machen.

Viele Mythen ranken sich bis heute um den Albumtitel, vor allen, da Eno ein großer Anhänger von Anagrammen ist und ein Anagramm des Albumtitels von ihm persönlich auf der Auslaufrille der B-Seite der LP-Erstauflage eingeritzt wurde: "Arcane Benefits of Creed". Auf der A-Seite ist dort "Gone before to that unknown and silent shore" eingeritzt, was durchaus auch ein Anagramm sein könnte, wenn es nicht ein Zitat des britischen Essaisten Charles Lamb wäre aus dessen Gedicht "Hester".

Rainer Sauer: "Wie und weshalb man mit iPad / iPhone / iPod Elektromusik machen kann und sollte" (Teil 2)

Die von mir vorgestellten Elektromusik-Apps für das iPad, das iPhone und den iPod Touch aus dem Hause von "Generative Music / Opal Ltd." sind Apps, die speziell auf die bedürfnisse von Musikern der "Ambient"-Sparte zugeschnitten wurden. Ganz anders verhält es sich bei drei Apps, die ich nun vorstellen werde und die - egal ob sie für das iPad oder den iPodTouch bzw. das iPhone entwickelt wurden - ganz anders Ziele verfolgen. Es sind voll funktioinsfähige Synthesizer-/Computersynthesizer Apps, die einem Musiker die Möglichkeit bieten, via iPhone/iPodTouch oder iPad Elektromusik live auf der Bühne oder im Studio zu spielen und dabei "sein" Musikinstrument in allen Parametern zu verändern.

Zum einen ist dies die iMS20 App von KORG, zum anderen der inzwischen weit verbreitete Sunrizer Synthesizer aus dem Hause BEEP STREET und schließlich der in diesem Jahr neu erschienene PPG Wavegenerator von Wolfgang Palm. Um Wolfgang Palm - aus meiner Sicht der einzige legitime Nachfolger des 2005 verstorbenen Robert "Bob" Moog - war es etwas ruhig geworden in den letzten Jahren, aber ich hatte mich vor einem knappen Jahr noch mit Dirk Matten darüber unterhalten, was Wolfgang denn so allen noch vorhaben könnte; der Anlass war seine 2010/2011 veröffentlichte Interviewserie "On Location In Hamburg With WIolfgang Palm" bei YouTube, in der er über alle Aspekte seiner technisch-künstlerischen Arbeit berichtete.

Mit Wolfgangs neuer PPG Wavegenerator App möchte ich auch beginnen. Es ist eine App, die ausschließlich auf dem iPad läuft: Ich habe sie auf einem iPad der 1. Generation installiert und dort funktioniert sie problemlos, weshalb sie Musikern weltweit auch auf allen weiteren iPads inklusive dem iPad Mini Freude bereiten sollte.

Ich hatte es schon erwähnt: iPad, iPhone oder iPod sind hervorragende elektronische Plattformen, mit denen ein Benutzer viele Dinge machen kann, wobei bei jeder dieser Gerätearten nicht die Elektromusik im Fokus steht. Trotzdem ist es Apple mit dem hierauf zugeschnittenen iOS Betriebssystem gelungen, dem versierten Programierer ein Handwerkszeug zu geben, mit dem er sich richtig austoben kann. Und in welchem Gebiet der Elektromusik-Pprogrammierung kennt sich WP besser aus als mit der Wavetabletechnologie, die er einst erfunden hat, mit Wavecomputer-Synthesizern oder dem Wavetem zu weltweiter Verbreitung führte und die heute, dank Charlie Steinberg, als sog. Virtual Studio Technologie / VST aus keinem Computersequencerprogramm mehr wegzudenken ist.

Schon in den 1970er Jahren konstruierte Wolfgang Palm Elektromusikinstrumente und verkaufte sie als Prototypen an bekannte Musiker wie etwa Chris Franke von TANGERINE DREAM. Nachdem sich sein Talent herumgesprochen hatte, gründete der die Firma Palm Products GmbH / PPG und ... aber was soll ich hier viel berichten, schaut Euch doch seine Erzählung auf YouTube selbst an: TEIL 1 (= leider von der GEMA gesperrt!), TEIL 2 und TEIL 3.

Der PPG Wavegenerator ist unbestreitbar die klanglich überzeugendste App im großen iTunes-Store von Apple. In allen Paramenetern ähnlich leicht zu bedienen wie etwa die "Blofeld"-Hardwareprodukte von WALDORF (die sich ähnlicher Klangerzeugungstechnologien widmen) und sowohl über den iPad Touchscreen als auch extern angeschlossene MIDI Keyboards wunderbar zu spielen. Ich nutze im Studio für die PPG Wavegenerator App entweder meinen "Blofeld Keyboard"-Prototyp oder das weiße ROLAND A33 MIDI Masterkeyboard, live gerne das OBERHEIM Masterkeyboard MK 1000 oder ein Keyboard von ARTURIA, wobei z. B. die ARTURIA Laboratory- oder Factory-Keyboards einfach über den Apple Kameraadapter und USB-Kabel an das iPad anzuschließen sind vom PPG Wavegenerator soforterkannt werden; für alle anderen MIDI Keyboards braucht man MIDI-to-iPad Adapter, z. B. von iRig.

In der Parameter-Sektion (siehe Foto ganz oben) können sämtliche Klang-Parameter linear verändert oder via Touchscreen direkt grafisch bearbietet werden. Die Setup-Sektion regelt z. B. die MIDI Anpassung. Auch hierzu gibt es von Wolfgang Palm wunderbare Videos zum "Learning-By-Watching", weshalb ich hier auch nicht viel mehr zum PPG Wavegenerator sagen bzw. schreiben möchte. Die Videos findet man HIER.

[Ende von Teil 2]

Hinweis: Durch Anklicken der oberen "P"-Abbildung kann man ein Video mit Wolfgang Palm abrufen. Durch Anklicken des "Crystal Voices" Bildes kann man ein Klangbeispiel abrufen, das ich im Oktober 2012 alleine mit dem PPG Wavegenerator 2.0 aufgenommen habe. Viel Spaß beim Anschauen bzw. Anhören!

Rainer Sauer: "Wie und weshalb man mit iPad / iPhone / iPod Elektromusik machen kann und sollte" (Teil 1)

Nun, ich wollte meine Artikelserie zu Elektromusik-Apps für das iPad, das iPhone und den iPod Touch ganz anders beginnen, als ich es nun hier mache, wollte "in medias res" gehen und gleich zu Beginn einige, bekannten Elektromusikinstrumenten vergleichbare, iP-Apps vorstellen. Doch in den letzten Tagen haben mich viele Zuschriften erreicht zu iP-Apps, die Brian Eno mitentwickelt hat oder die sich auf die Arbeit von Brian Eno beziehen, so dass ich auch mit diesen Apps beginne.

Um es vorweg zunehmen: iPad, iPhone oder iPod sind hervorragende elektronische Plattformen, mit denen ein Benutzer viele Dinge machen kann, wobei bei jeder dieser Gerätearten nicht die Elektromusik im Fokus steht sondern im Grunde etwas anderes. Das iPad ist ein wunderbares Vehikel um jederzeit das Internet zu erkunden, das iPhone ist nach wie vor vor allem ein Gerät zum Telefonieren und der iPod Touch soll in sich eine statische Musiksammlung beherbergen.

Durch stetige Weiterentwicklung der iOS Software durch Apple, ähneln sich diese drei Geräteformen jedoch inzwischen elektronisch recht stark. Und sie haben eines gemeinsam: alle drei verfügen über berührungsempfindliche Bildschirme. Vor einiger Zeit taten sich der Sound-Guru und Erfinder der "Ambient"-Musik, Brian Eno, und der Computersoftwarespezialist und Multiinstrumentalist Peter Chilvers zusammen um Apps (also: Applikations- oder Anwendersoftware) für Apple-Kleingeräte zu entwickeln. Ihre gemeinsame Firma nannten sie "Opal Ltd.".

Der Ansatz der Zusammenarbeit bildete die Liebe beider Musiker zu ruhigen Klangcollagen, weshalb sie entschieden, dass dies die Zielrichtung der zu entwickelnden Apps sein sollte. Und noch etwas verband Eno und Chilvers: die Liebe beider Künstler zu Malerei und computergrafischen Elementen. Also wurden die von Brian Eno und Peter Chilvers entwickelten Apps keine reinen Musikerzeugungsprogramme sondern sind stets auch ein Ausflug in die optischen Bereiche der Kunst.

Im Oktober 2008 war BLOOM soweit, dass sie als iPhone / iPodTouch App in das iTunes-Store eingestellt werden konnte. Auf BLOOM folgte im Herbst 2009 mit TROPE ebenfalls eine iPhone / iPodTouch App. Peter Chilvers veröffentlichte gegen Ende 2009 mit AIR eine App, die er (zwar basierend auf Konzepten von Brian Eno, die dieser für sein Album "Music For AIrports" aus dem Jahre 1978 entwickelt hatte) ohne Eno realisierte, dafür aber mit der Sängerin Sandra O’Neill, die ihre Stimme für das Projekt zur Verfügung stellte.

Die einzelnen Apps sind nicht schwierig sonden einfach und intuitiv zu benutzen und zu bedienen. Allerdings ist es schon von Wichtigkeit, dass man grundlegende Dinge über die zu erzeugenden Klangbilder weiß bzw. sich Gedanken gemacht hat, auf was es einem als Nutzer und Erzeuger der BLOOM, TROPE oder AIR Musik ankommt. Ansonsten könnte man auch den jeweiligen Zufallsgenerator laufen lassen und sich einfach an dem erfereuen, was man als Ergebnis hört.

In allen drei Apps spielen Klanghintergründe eine Rolle, stets ist ein Pianoklang dominierend und - egal ob beim eher düsteren TROPE, beim luftig-leichten AIR oder dem verspielten BLOOM - die Wiederholung, sprich: Repetition, der gespielten Elemente in unregelmäßigen Abständen wird jeweils um einige Lautstärkekomponenten vermindert wiedergegeben (= der sog. "Frippertronik"-Effekt).

Ab 2010 arbeiteten Eno und Chilvers dann wieder gemeinsam an neuen Apps, dieses Mal aber für das iPad. So erschien im Sommer 2010 eine HD-Version von BLOOM für das iPad und im August 2012 folgte mit SCAPE eine wirkliche Neuentwicklung, bei der man mit Hilfe von "Scapes" getauften Sound-Hintergründen und verschiedenen, beliebig wählbaren, Klangelementen "Ambient"-Musik erschaffen kann, die "eigenständig denkt", wie es die Entwickler ausdrücken.

Zudem ist SCAPE eine Art elektronisches Musik-Album, das dem Benutzern tief greifende Kontrolle über alle musikalischen Elemente bietet. Die mit SCAPE erstellten Musikalben sind keinesfalls statisch sondern man kann als Benutzer die einzelnen bestandteile (= Musikstücke, Klangfragmente) nahezu unendlich neu kombinieren, denn die verhalten sich in ihrer Interaktion intelligent: Das heißt: sie reagieren aufeinander, ändern gemeinsam ihre Stimmung und schaffen so ständig neue Klangwelten.

Aber "Können Maschinen überhaupt selbstständig Musik erschaffen?" fragen Eno und Chilvers ihre App-Nutzer. SCAPE ist nach Ansicht von Brian Eno die passende Antwort auf diese Frage: "Es greift auf Klänge, Kompositionsabläufe und -regeln zurück, die wir seit Jahren benutzen und verwendet diese für neue Kombinationen, um ganz neue Musik zu erschaffen. SCAPE erschafft Musik, die eigenständig denkt", sagte er.

Um es Musikanfängern mit SCAPE nicht allzu schwer zu machen, enthält das Programm beim Start 15 originale Scapes, die Brian Eno und Peter Chilvers erstellt haben. Diese (oder alle späteren eigenen Scapes) können in sog. Galerien gespeichert und zu Playlists arrangiert werden.

Wer trotzdem mit der SCAPE Soundstruktur etwas überfodert ist, der kann per Zufallsgenerator Scapes erschaffen lassen. Ein schöner Nebeneffekt des Programms ist die Möglichkeit, die eigenen Scapes per E-Mail an andere SCAPE Nutzer zu versenden. SCAPE nutze ich auf einem iPad der 1. Generation; nach dem Update vom September 2012 (Version 1.0.1 - prevents crash on start up) funktioniert es dort fehlerfrei.

[Ende von Teil 1]

Hinweis: Durch Anklicken der einzelnen Abbildungen kann man Kompositionen abrufen, die ich 2012 live mit einem iPhone 4 bzw. einem iPodTouch/2. Generation (und sonst keinem weiteren Elektromusikinstrument) sowie der entsprechenden App eingespielt habe. Grundsätzlich belegt dies, dass die Apps auf allen Apple iPhones bzw. iPods ab der 2. generation fehlerfrei funktionieren. Viel Spaß beim Anhören!

"It's Time For LUX": Das neue Album von Brian Eno schon jetzt vorhören!

Bekannt wurde Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno schon in den frühen 1079er Jahren mit seiner damaligen Band "Roxy Music". Neben Gitarrist Phil Manzanera und Sänger Brian Ferry war es vor allem der "andere" Brian, der mit skurrilen Klangeskapaden an Synthesizern oder mit Hilfe von rückwärts abgespulten Tonbändern, den "Roxy Music"-Sound entscheidend mitprägte. Allerdings nur bis 1973. Dann stieg Brian Eno aus der Band aus und widmete sich Solo-Projekten.

In mehr oder weniger regelmäßiger Folge veröffentlichte er nun Schallplatten, oft unterstützt durch enge Freunde wie David Byrne, Robert Fripp oder Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius von der Band "Cluster". Aus seinen Schallplattenprojekten ragen Alben wie "Here Come the Warm Jets" (1973), "Taking Tiger Mountain (By Strategy)" (1974), "Discreet Music" (1975), "Another Green World" (1975), "Evening Star" (1975), "My Life in the Bush of Ghosts (1981), "Apollo" (1983),"Wrong Way Up (1990)", "The Equatorial Stars (2004), "Small Craft on a Milk Sea" (2010) und seine "Ambient"-Alben "Music for Films" (1978) und "Music for Airports" (beide 1978" bis heute heraus.

Ich selbst kann mich noch gut an den Dezember 1977 erinnern, als Enos Soloalbum "Before And After Science" errschien mit vier wunderschönen Offset-Drucken von Peter Schmidt und solch unterschiedlichen Kompositionen wie "Backwater", "Julie with", das pre-punkige "Kings Lead Hat" oder "By The River". Bis heute entzückt mich diese Platte immer wieder auf's Neue.

Aber Eno war und ist auch auf ganz anderen künstlerischen Pfaden unterwegs. In den 1970er Jahren arbeitete er intensiv mit David Bowie an dessen Alben "Low", "Heroes" und "Lodger" zusammen. Er erfand z. B. das Genre der "Ambient"-Musik, schrieb und spielte Kompositionen für den Kinofilm "Dune" von Regisseur David Lynch, entwarf den Ton-Soundtrack von Microsofts Windows 95 oder für NOKIA Handys, entwickelte musikalische iPhone Apps (siehe Abbildung unten) und gilt heute als einer der klügsten Köpfe im Musikbusiness.

In den 1990er und 2000er Jahren produzierte Brian Eno so unterschiedliche Künstler wie U2, Coldplay, Geoffrey Oryema oder Laurie Anderson. Enos neues Album "LUX", sein erstes seit "Another Day on Earth" aus dem Jahre 2005, ist erneut eines mit ausufernden und trotzdem kunstvoll reduzierter Melodien. Es erscheint am 9. November 2012.

HIER kann es aber jetzt schon einmal in voller Länge vorhören.

Elektromusik: iPad/iPhone/iPod-Apps

Beim Electronic Circus 2012 wurde ich gefragt, ob ich nicht Berichte darüber schreiben könnte, wie man Elektromusik mit iPad/iPhone Apps macht. Im November werde ich das hier im A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Blog machen.

Oben sieht man meine iPad (1. Generation) Apps und unten meine iPhone 4 Apps, die auch auf dem iPod (2. Generation) funktionieren. Ich würde mich freuen, wenn man mir schreiben würde, welche Apps ich vorstellen soll. Die E-Mail Adresse ist: kontakt [at] a-u-t-o-b-a-h-n.de

Aktuell habe ich gerade mit dem PHYSYNTH von Simian Squared Ltd gearbeitet, mit dem DINGSALLER von Tim Bolstad und Wolfgang Palms neuen WAVEGENERATOR. Beim EC2012 habe ich vor allem den iMS20 von Korg, Peter Vogels FARILIGHT App, die Korg iElECTRIBE "Gorillaz Edition" sowie das iPad MELLOTRON vorgestellt.

Also: Sucht Euch aus, was ich für Euch vorstellen soll.

Rainer Sauer, Jena

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Zwischenstand vom 28. Oktober 2012: iPhone Apps = 1.) SunrizerXS, 2.) LoopTwister, 3.) minicomposer, 4.) SoundPrism, 5.) Voice Synth [Tastatur-Hardware = AKAI Synthstation 29] / iPad Apps = 1.) Animoog, 2.) Wavegenerator, 3.) Physynth, 4.) Sunrizer, 5.) iMS 20 [Tastatur-Hardware = ARTURIA Laboratory]

ELECRONIC CIRCUS 2012: "All Eyes On SANKT OTTEN!" (Vol. 1)

Das Elektromusik-Duo SANKT OTTEN spielte beim ELECTRONIC CIRCUS 2012 eine tolle Rolle als Opener (siehe oben einen Ausschnitt aus dem Synchronkamera-Video von InterJena Communications). Stephan Otten (oben rechts und Foto unten) sowie Oliver Klemm (oben links sowie Mitte) waren ja in diesem Jahr bereits erfolgreich mit ihrem zweiten Platz beim "Electronic Album Of The Year 2012" von ZONO Radio Jena und "Sounds vom Synthesizer".

 
Die Alben von SANKT OTTEN wie "Stille Tage im Klischee", "Wunden gibt es immer wieder", "Gottes Synthesizer" oder "Sequencer Liebe", zählen inzwischen bei Fans wie Kritikern zu einer eigenständigen Spielart der Elektromusik, einer Mischung aus Sequenzerläufen, Flächen, Elektro-Drums, gemischt mit schwebenden Gitarrenklängen und Synthesizersolos.


Mit zwei Synchronkameras haben wir einige Songs des Auftritts am letzten Samstag aufgenommen. Einen Audio-Mitschnitt gibt es am Sonntag, den 28. Oktober 2012 ab 20 Uhr bei ZONO Radio Jena zu hören; wann es das Video zu sehen geben wird, das steht noch nicht fest.

ELECTRONIC CIRCUS 2012 IN GÜTERSLOH: Das letzte A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Preview

[Fortsetzung von Teil Drei]

Nach einer kleinen Änderung sieht mein Progamm zum ELECTRONIC CIRCUS 2012 jetzt so aus. Üblicherweise begleitet mich zu meinen Auftritten das BLUE BOXES SET, in dem die beidem YAMAHA Mischpulte, die großen BOSE 800 Boxen und das OPEN LABS MiKO sind. 


Zum EC 2012 reise ich aber mit der Deutschen Bahn und da muss alles (inklusive der BOSE Companion 2x2 PA) in zwei Aluminium Koffer passen: das SILVER BOXES SET. Lasst Euch überraschen.


Die Webseite des Electronic Circus findet man DORT. Bis dann...

Rainer Sauer, Jena

ELECTRONIC CIRCUS 2012 IN GÜTERSLOH: Das dritte A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Preview

[Fortsetzung von Teil Zwei]

Neben den APPLE iPad/iPhone/iPod Vorführungen, der TONE2 Saurus- und der YAMAHA Tenori-On Vorführung werde ich noch einen kleinen Titel mit dem PROPELLERHEAD "Reason" System spielen ... sofern es die Zeit mir erlaubt.

Nachdem ich von meinen ersten Anfängen mit Elektromusik im Jahre 1974 bis 1985 ohne MIDI-System gearbeitet habe, ab 1986 dann in der MIDI-Welt zuerst mit dem STEINBERG Pro16 System auf dem COMMODORE 64, später mit E-MAGIC Software, heute mit STEINBERG Cubase und MAGIX Programmen, hatte ich 2002 erstmals Kontakt mit der schwedischen Firma PROPELLERHEAD, die mir von CLAVIA empfohlen worden war.


Da ich in der Richtung nicht viel programmiere arbeite ich auch zehn Jahre später noch mit dem ersten "Reason"-Programm von PROPELLERHEAD obwohl es auch hier schon viele Verbesserungen und Innovationen gibt. Das zeigt aber auch, dass man da schon mit dem ersten "Reason"-Produkt aus dem Jahre 2000 etwas geschaffen hatte, das sich auch JAhre später noch musikalisch gut einsetzen lässt.

"Reason" ist eine vollständige Emulation eines kleinen Elektromusik-Studios, mit verschiedenen Synthesizern, Samplern, Drummachines, einem Pattern-Sequencer und verschiedensten Effekteinheiten. Man kann in "Reason" so viele virtuelle Geräte zusammenstellen, wie der Laptop/PC in der Lage ist, zu verarbeiten. Man kann dieser einzelnen Komponenten in Racks zusammenstellen und mit virtuellen Kabeln miteinander verbinden.

Die Webseite des Electronic Circus findet man DORT.

Am Freitag gibt es abschließende Infos zu meinem Besuch des Electronic Circus 2012. Bis dann...

Rainer Sauer, Jena

"Electronic Circus 2012 Live": Einige Bemerkungen zu "Through Wasted Lands 2012"

"Through Wasted Lands 2012" ist endlich im iPad angekommen. 1984/85 habe ich den Song geschrieben, im Frühjahr 1985 als einen der letzten nicht-MIDI Songs von VELVET UNIVERSE im Tonstudio Panne aufgenommen und danach live gespielt. Ab 1986 haben dann Instrumente wie der Roland D-50 oder der Yamaha DX-7/FB-01 den Sound meiner Lieder geprägt bevor es in den 2000er-Jahren mit anderen Geräten weiterging. weshalb ich "TWL" im Grunde als Abschied von der guten alten analogen Zeit sehe. Veränderungen zu heute gibt es kaum, abgesehen einmal von der längeren arabischen Radio-Intro von 1985, aus der ich später einen kurzen Loop extrahiert habe.

"TWL" (ursprünglich hieß der Titel komplett: "Journey Through Wasted Lands" und bezog sich auf den Karl May Titel "Durchs wilde Kurdistan") ist auch eine Hommage an Michael Hoenig, den früheren Wegbegleiter von Tangerine Dream und Mit-Komponisten des "Koyaanisqatsi"-Soundtracks, der 1978 ein Solo-Album mit Titel "Departure From The Nothern Wasteland" heraus brachte bevor er seine Platten unter anderem beim "MI"-Label von Bernd Kistenmacher veröffentlichte.

In den späten 1990ern habe ich dann den Song auf MIDI umgestellt, aber danach nie mehr live gespielt. Für den "Electronic Circus 2012" habe ich "Through Wasted Lands" von Peter Kaps als 4-Klang-Objekt auf mein iPad überspielen lassen, wobei wir zwei Spuren des Original-Tapes von 1985 übernommen haben und der Rest nun, gesteuert von den iElectribe und Litte-MIDI-Machine Apps, über die Fairlight Pro, Mellotron und AniMoog-Apps abgespielt wird. Die zwei "historischen" Tonspuren werden über die TASCAM Portastudio App eingespielt. Zum 4-Klang etwas zu erklären, würde an dieser Stelle zu weit führen, jedoch sollte auch auf der kleinen Companion 2x2 Anlage das 4-Klangergebnis überzeugend sein.

"Through Wasted Lands" basiert auf einer 16-Ton-MoogSequenz, viel Drumming (im Orginal auf der KORG DDM-110, nun auf der FingerLabs DM1 App) und einem Mellotron-ähnlichen Flötensound, der 1985 alleine auf dem KORG Poly800 erzeugt worden ist und als Originalspur auch am Samstag zu hören sein wird. Auch das kurze, sich oft wiederholende Sequenzer-Glissando stammt vom Poly 800.

Viel Spaß damit!

Herzlich willkommen in Gütersloh, das ist DER KLANG DER ENERGIE!

Als weiteres kleines Appetithäppchen folgt hier ein kurzes Statement meinerseits, aufgenommen mit der KLING KLANG MACHINE und dem A-U-T-O-B-A-H-N Sprechcomputer:


Zum Mitsingen folgen hier die Lyrics:

"Electronic Circus / Electronic Circus
Electronic Circus / Electronic Circus
Herzlich willkommen in Gütersloh
Da ist der Klang der Energie
Herzlich willkommen in Gütersloh
Da ist der Klang der Energie
Kling Klang Maschine / Kling Klang Machine
Kling Klang Maschine / Kling Klang Machine
Sprache = Leben = Kommunikation
Musik = Elektroenergie
Sprache = Leben = Kommunikation
Musik = Elektroenergie
Kling Klang Maschine / Kling Klang Machine
Kling Klang Maschine / Kling Klang Machine"

© 2011-2012 - Worte und Musik = Rainer Sauer

ELECTRONIC CIRCUS 2012 IN GÜTERSLOH: Die zweite A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Preview

[Fortsetzung von Teil Eins]

Noch eine kleine Bemerkung zu den einzelnen Klängen des HIER zu hörenden Soundsets des SAURUS Analog Synthesizers der Firma "Tone2". Zu hören sind: a) "Silver Machine" (= ab 0:00 Min.), b) "Richard Wrights Sheep" (= 0:28), c) "A-U-T-O-B-A-H-N A1" (= 1:20), d) "Mergendice" (= 2:14), e) "A-U-T-O-B-A-H-N A3" (= 2:42), f) "VCS Racer" (= 3:00), "g) The Vangelos Pad" (= 3:37), h) "A-U-T-O-B-A-H-N A4" (= 4:57), i) "Lucys SkyPiano" (= 5:31), j) "VCS 3000" (= 6:10), k) "Some Crystal Bells" (= 6:50), i) "MiniMoon Solo Pad" (= 8:13) und j) "MiniMoon Reso Pad" (= 8:56).

Wie bereits berichtet werde ich zwischen den Konzerten am 22. September 2012 im Kesselhaus in Gütersloh vier kurze 4-Klang Performances spielen (Siehe auch bei Twitter!). Der Titel der Performances ist  "YOU ARE NEVER ALONE WITH A CLONE". Nach jetzigem Stand (morgen gibt es in einem Club nahe Jena einen ersten Soundcheck, nach dem sich noch Änderungen ergeben können) werden es sein...

1.) 15 Uhr 30 bis ca. 15 Uhr 45: "KLING KLANG MACHINE" feat. APPLE iPhone und APPLE iPad (inkl. des Titels "For Norman Fairbanks" mit einem Solopart vom TONE2 Saurus)

2.) 17 Uhr 15 bis ca. 17 Uhr 30: "COMPUTER SOFTWARE INSTRUMENTS" feat. TONE2 Saurus, APPLE iPad und APPLE iPhone (= Improvisationen verschiedener Songs)

3.) 19 Uhr 45 bis 20 Uhr: "APP SOLUT LIVE" feat. APPLE iPhone, APPLE iPad und YAMAHA Tenori-On (inklusive des Titels "Für Hans-Hermann Hess")

4.) 20 Uhr 30 bis 20 Uhr 45: "THROUGH WASTED LANDS 2012" feat. APPLE iPhone, APPLE iPad und TONE2 Saurus


Die verwendeten Apps sind: a) KRAFTWERK Kling Klang Machine / b) MOOG AniMoog / c) FAIRLIGHT CMI 30-A Pro / d) FINGERLAB DM1 DrumMachine / e) 4POCKETS Aurora / f) REALITY JOCKEY LTD. RjDj / g) SYNTHETIC BITS Little MidiMachine / h) NORD Beat Sequencer / i) AUDANIKA SoundPrism Pro / j) KORG iMS20 / k) KORG iElectribe Gorillaz Edition / l) TASCAM iPad PortaStudio.

Die Webseite des Electronic Circus findet man DORT.

Bald gibt es zusätzliche Infos zu meinem Besuch des Electronic Circus 2012. Bis dann...

Rainer Sauer, Jena

ELECTRONIC CIRCUS 2012 IN GÜTERSLOH: Die erste A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Preview

Liebe Synthesizerfreunde,

in den Pausen zwischen den Konzerten am 22. September 2012 werde ich im Kesselhaus in Gütersloh vier kurze 4-Klang Performances spielen und dabei neueste Computermusikinstrumente verwenden. Aber: Zuerst gibt es jeweils die Musik und danach beantworte ich gerne Fragen zur Klangerzeugung. (Siehe auch bei Twitter!)

Mit dabei habe ich ein APPLE iPad (1. Generation), einen APPLE iPod Touch (3. Generation), ein APPLE iPhone 4 sowie mein Tone2 SAURUS Computer Software Instrument, das auf zwei kleinen Computern installiert ist (= einem ASUS eeePC Netbook und einem DELL Notebook), und den YAMAHA Tenori-On.


Der Sound wird über einen 4-Klang-MiniMxer auf einer kleinen BOSE Companion 2x2 PA wiedergegeben, die ich in meinem Reisekoffer mitbringe. Bei den 4-Klang Live-Performances verwende ich keinerlei Effektgeräte oder anderes soundveränderndes Equipment; d. h. alles klingt original so, wie es aus dem Kopfhörerausgang der einzelnen Geräte kommt.

In Kürze gibt es an dieser Stelle mehr Informationen zu den verwendeten Apps und Sounds, etwas später zu den vier Perfomances.

Übrigens: Die HIER zu hörenden (von mir erdachten und entwickelten) Soundsets des SAURUS Analog Synthesizers der Firma "Tone2" werde ich am 22. September 2012, genauso wie sie im Soundfile zu hören sind, live spielen.

Die Webseite des Electronic Circus findet man DORT.

Bis dann...

Rainer Sauer, Jena

"The SAUNDLAB Experience" - Fünf Alben in fünf Jahren! (Teil 1) von Rainer Sauer

Wie man vielleicht weiß, produzierte ich in den 1990er Jahren die fünf Alben der Elektromusikgruppe SAUNDLAB aus Frankfurt am Main für "F.B.B.R"/"Frankfurt Beats Back Records". SAUNDLAB war 1989 aus der zuvor lokal erfolgreichen Band OZ / ORGANISATION ZWEI hervorgegangen, die z. B. bei dem Frankfurter Synthesizertagen "White Waves 1988" im dortigen Südbahnhof aufgetreten war. Auch die beiden OZ-Alben "Automatique" (1987) und "Zero" (1988) hatte ich aufgenommen und produziert, zudem noch die in Frankfurt am Main erschienene OZ-EP "Edit" (1989) des "German Electro"-Labels.

In die Produktionszeit mit OZ sowie SAUNDLAB fiel auch meine Arbeit mit dem MAYDAY-Projekt der beiden Schwestern Sylka und Manuela May bei WESTSIDE Records, so dass die Aufnahmen für SAUNDLAB im Wesentlichen in drei Tonstudios stattfanden: 1990 und 1991 in meinem "Edge-Of-The-Hedge"-Studio in Frankfurt am Main und im "Dynaton"-Studio von Axel Henninger in Rodgau, 1992 bis 1994 dann durchgängig in der in Jena/Thüringen von mir neu errichteten "M.A.R.S.-Station".

Der musikalische Ansatz für SAUNDLAB kam von Ronald Rasor und Mike Drums, die zuvor bereits bei OZ / ORGANISATION ZWEI zusammengearbeitet hatten und sich für das neue Projekt einige weitere Musiker in ihr Klanglabor holten. Mit dabei waren u. a. Keayoarder Paul Henry Bowers (aus Heerenveen in Holland, Terry Moogler (aus Islington, einem Stadtteil von London) und Steve Dattel (aus Durban/Süd-Afrika) sowie meine Person, als jemand, der die Vocals und einige Instrumentaleffekte beisteuerte. Urspründlich sollten auch Sylka und Manuela May an SAUNDLAB mitarbeiten, jedoch zerschlug sich diese Idee schnell, da Manuela mit ihrem damaligen Freund, dem OKAY!-KeyboarderChristian Berg, zusammenarbeiten wollte und Manu aus dem Rhein-Main-Gebiet wegzog. So beschränkte sich deren Mitarbeit letztendlich auf einen einzigen Musiktitel: den "Wedding Song".

Die musikalischen Produktionen von SAUNDLAB begannen im Herbst 1989 direkt nach dem Zerbrechen der ORGANISATION ZWEI, wobei ich heute noch nicht enmal mehr weiß, weshalb dieses Bandprojekt wirklich in die Brüche ging. Jean Jacques Cornet, der Belgier, war wohl für Ronald und Mike ein stetiger Reibepunkt und mit der Arbeit des vierten OZ-Bandmitglieds Stefan Eisleben waren wohl beide nicht immer ganz zufrieden gewesen. Jedenfalls hatte ich die ORGANISATION fest für meine "White Waves 1989"-Veranstaltung gebucht und statt dessen eröffnete mir Ronald Anfang August 1989, dass OZ nicht mehr existiere und statt dessen "SOUNDLAB" auftreten würden, allerdings mit vielen Songs von OZ. Möglicherweise aus rechtlichen Beweggründen änderten Ronald und Mike später den Namen dann noch einmal. Zuerst in ZOUNDLAB und danach in den endgültigen Namen. Als repräsentative Sammlung aus der OZ-Zeit sei die Compilation "FM-Box" empfohlen mit allen Highlights von ORGANISATION ZWEI, angefangen bei den "Machines" über "Early Bird" und "Buran Buran" bis zu "The Race".

Direkt nach dem Auftritt bei den "White Waves" buchten Ronald und Mike mein Studio in Frankfurt-Fechenheim und brachten zu den ersten Aufnahmesessions gleich Henry, Terry und Steve mit (wobei ich hier noch einmal richtig stellen möchte und kann, dass, wie seinerzeit vielfach fälschlicher Weise berichtet worden war, Steve Dattel und Stefan Eisleben NICHT ein und dieselbe Person sind, sondern zwei ganz unterschiedliche Menschen).

Alle SAUNDLAB Alben hatten in der Produktion Codenamen, die sich Ronald den Himalaya-Gipfeln entliehen hatte. So hieß "On Presuming To Be Modern" im Arbeitstitel "Hidden Peak", "Saundtracks" hieß "K2", "Hyperion" war während der Produktionszeit "Nanga Parbat" benannt, das "Danceconcert" hieß "Lhotse" und "N.E.W.S:" hatte den Arbeitstitel "Everest". Sogar die Best-Of SAUNDLAB-Compilation "Labtop" hatte von Ronald einen Tarnnamen erhalten: "Makalu". Weshalb die späteren Titel der Alben geheim bleiben mussten, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wie auch bei OZ arbeiteten Ronald und Mike mir dem von mir im Studio verwendeten STEINBERG Pro 16 Sequencersystem, wobei ich und Ronald lizensierte Original-Versionen hatten und Mike bei sich zuhause mit einer geknackten Version arbeitete; jedenfalls so viel ich weiß. Der Pro 16 Sequencer lief auf dem Commodore 64 recht stabeil, so dass ein Umstieg auf einen Atari ST-Computer nie ein wirkliches Thema war, was sicherlich auch an dem tollem MIDI-Mini-Interface von Kosta Kostis lag, das ich persönlich seinerzeit dem C-Lab-Interface stets vorgezogen habe.

Die Arbeiten an "Hidden Peak" gingen recht flott voran, wobei mir die Gesangsparts angeboten wurden (ich hatte ja einige Monate zuvor bereits dem OZ-Klassiker "Machines" meine Stimme geliehen), die zuerst sämtlich über Vocoder erfolgen sollten, dann aber bei "Mum'n'Dad" und "More" doch relativ ungefiltert Verwendung fanden. Die Hauptinstrumente bei "Hidden Peak" waren zwei Yamaha FB-01 FM-Expander, ein Yamaha DX-7, ein Roland D-50, ein Roland D-110 Sound-Expander, die KORG DDD-1 Drummachine, ein Simmons SDS-7 Drumset, eine Vox-Orgel, der AKAI Sampler S-700, der Dynacord Sampler ASD-K sowie der von Terry verwendete "Wind Midi Controler" WX von Yamaha, der gerade frisch auf den Markt gekommen war und mit dem er beim SAUNDLAB viele Solos einspielte. Als Vocoder diente ein Korg VC-10 und für die Phasing-Effekte benutzte ich den alten "Compact Phasing" von Ing. Schulte.

Man sucht ja im Soundbild des SAUNDLAB tatsächlich vergeblich analoge oder "warme" Synthesizersounds, aber das war damals tatsächlich so gewollt; KRAFTWERK hatten diesen Trend 1986 mit dem FM-lastigen "Electric Cafe" begonnen.

"Hidden Peak" aka "On Presuming To Be Modern" (der spätere Albumtitel wurde von Ronald bei Larry Fasts SYNERGY-Album "Cords" entlehnt) beginnt mit einer Verzerrung eines Drumsounds des Casio VL-1 im Titel "Casio-Tone". Danach spreche ich die erste Interlude, also ein szenisches Zwischenspiel, in Form eines kleinen Poems, das Ronald eines Abends erdichtet hatte.

Danach kommt mit "Mum'n'Dad" ein Titel, an dem wir knapp eine Woche gearbeitet haben. Er ist leicht gesellschaftskritisch, allerdings (auch gesanglich) nicht zu meiner vollen Zufriedenheit ausgefallen, da ich von dem Gedanken, dass SAUNDLAB eine Gesangsband werden oder sein sollte, nie wirklich überzeugt war. Ein weiterer Titel entstand während dieser ersten Woche im Studio: "Coco-Pop" - ähnlich problematisch aus einer Sicht und er hat es bis heute auch auf keines der SAUNDLAB-Alben geschafft. Interessant bei "Mum'n'Dad" ist, dass Terry mit dem Yamaha-Blaswandler die Piano-Solos spielte.

Terrys Yamaha-Blaswandler dominiert auch den Beginn des "Emotiional Song", der auf meine Interlude-Aufforderung "Just try this one" startet. Bis heute ist dies einer meiner Lieblingssongs von SAUNDLAB, auch wegen seiner Länge von mehr als zehn Minuten, die es zulässt, dass sich dieses Lied immer weiterentwickeln kann. So werden mehrere späteer SAUNDLAB-Themen angedeutet, wie etwa der "Dancefloor Tuna".

Dominant ist das Schlagzeugspiel von Mike Drums, der aus dem SDS-7 und dem DDD-1 das Beste herausholt und hier, inklusive der Tempowechsel, nahezu alles live eingespielt hat, synchron zum Steinberg MIDI-Sequencer, und das MIDI-Trompetenspiel Terrys, der sogar mexikanische Klänge mit einstreut. Aufgenommen wurde der "Emotional Song" in Axel Henningers "Dynaton"-Studio, was man dem Schlussteil des Songs ein wenig anhört.

[to be continued]

"HEAD-VISIONS" oder: "Der Weg ist das Vinyl!"

Er war steinig, er war hart, er war voller Mühsal: Der Weg Bernd Kistenmachers von der verrückten Idee hin zu 180 gr.-Vinyl. Sein Debutalbum von 1986 wollte der Berliner Musiker neu veröffentlichen ... nicht als CD oder zum Download sondern als knisternde, schwarze Scheibe. 

Doch war ihm klar, dass der Plattenkäufer von heute nicht der gleiche ist wie vor fünfundzwanzig Jahren. Während es damals gang und gäbe war, sich eine Schallplatte zuzulegen, wenn man Musik hören wollte (die Compact Cassette konnte sich nie wirklich durchsetzen, die CD stand gerade erst am Anfang ihres späteres Siegeszugen), sind es heute eher die Vinyl-Liebhaber und Sammler, die Wert auf echte Schallplatten legen.

Also konnte Kistenmacher nicht einfach seine Druckplatten von 1986 nehmen und mit ihnen eine Nachpressung durchführen (einmal abgesehen von dem, gegenüber dem 1986er Original, qualitativ schlechteren Ergebnis, das Nachpressungen eben mit sich bringen).

Kistenmachers Weg war ein anderer. Er nahm die alten Mehrspurbänder, besorgte sich eine alte Bandmaschine und mischte seine Platte im "State-Of-The-Sound" des Jahres 2012 neu ab. Er fand in MIRecords einen Partner, der ihm seinen Wunsch nach einer Neuveröffentlichung erfüllen konnte, in der DA den richtigen Vertrieb und mit PALLAS ein Vinyl-Presswerk, das mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung das Ergebnis der Neuveröffentlichung richtig gut werden ließ.

Hinzu kommt, dass es im 21. Jahrundert auch wesentlich bessere Schallplattenabtastgeräte gibt, als ein Vierteljahrundert zuvor. Ich mag zum Beispiel meine alten Platten am Liebsten auf meinem "Laser Turntable" der japanischen Firma ELP (s.i.c.) abspielen, jedenfalls, wenn ich sicher gehen will, dass sie nicht von Abtastnadeln unnötig zerkratzt werden. Es ist ein teures Gerät als Neukauf, aber gelegentlich werden auch Gebrauchtgeräte in gutem Zustand angeboten; meinen erwarb ich 2009 aus einem Nachlass.

Bei Vinyl-Scheiben, die ohnehin Kratzer haben, nehme ich natürlich noch den guten, alten Schallplattenspieler mit Saphirnadel. Aber die Tonqualität des ELP ist schon außergewöhnlich, denn er arbeitet um Grunde wie ein CD-Spieler, nur eben viel langsamer.

Seine Laserstrahlen schlendern sozusagen über die Rillen und meine ELP Lieblingsplatte derzeit ist "HEAD-VISIONS" von Bernd Ksitenmacher in der 2012er Vinyl-Reissue Edition.

Wer es mir nachmachen möchte, dem sei der MIRecords-Shop empfohlen, den man HIER findet.

"B-A-C-H Windows": Erinnerung an Jonathan "Douglas" Lord und sein musikalisches Vermächtnis


Ich mochte Jonathan "Douglas" Lord, nicht nur, weil er "Child In Time" so unverwechselbar machte. Nicht nur, weil er "Smoke On The Water" sah und zu Hard Rock werden ließ. Nicht nur, weil er als "Machine Head" eine Zeit lang den animalischen Ritchie Blackmore bändigte. Nicht nur, weil er als "internationale Größe" die Größe besaß, Mitte der 1970er Jahre mit einem Deutschen Komponisten - Eberhard Schoener - zu kooperieren. Nicht nur, weil er sich für seine Solo-Projekte einen Gitarristen namens Andy Summers an die Seite holte und ihn bei Eberhard Schoener mit Suart Copeland und Sting bekannt machte. Nicht nur, weil er Anni-Frid Lyngstad vom ABBA-Abseits zurück auf die Showbühne führte. Nicht nur, weil er mich lehrte, dass man mit den Akkorden "B-A-C-H" tatsächlich Musik machen kann. Nicht nur ... aber auch deshalb.

Heute ist er - schwer an Krebs erkrankt - aufgrund einer Lungenembolie gestorben. Auf seiner Webseite ist zu lesen: "Jon geht aus der Dunkelheit ins Licht." - Mach es gut Jon!

Jena, den 16. Juli 2012

"Im Grunde mache ich das in der Mittagspause": Rainer Sauer im Interview über Soundshaping mit dem SAURUS CSI (Teil 2)


Im Juni 2012 besuchte Jason White vom britischen "Electronicle Magazine" Rainer Sauer in Jena (Thüringen) in seinem A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Studio.

 
Rainer Sauer: Ich habe ja einige Zeit mit dem EMS VCS3 verbracht, das war übrigens genau der Synthesizer, der einmal Klaus Schulze gehört hatte und auf dem Cover der "Picture Music" zu sehen ist. 1980 hatte ich den einen Typen im Ruhrpot abgekauft und Klaus hat mir später anhand der Seriennummern von Putney und Cricklewood (Anm: das sind das Hauptgerät und das Keyboard) bestätigt, dass es sein Synthi war; Klaus "Dmon" Müller (Anm: Klaus Schulzes Lebenswerkverwalter) glaubt mir das natürlich nicht, aber ich denke, in der Branche kennt man ihn und wenn er jemandem wie z. B. mir schreibt "Wir wollen nichts mehr von Ihnen hören", weiß man nie, ob er im Majestätsplural spricht oder tatsächlich für sich und den Meister. Ein schwieriger Mensch, ohne den Klaus allerdings wohl nie dort hin gekommen wäre, wo er heute ist.


Jason White (Elecronicle Magazine): Hast Du ein Problem mit Klaus Schulze?

RS: Überhaupt nicht. Gerade senden wir bei ZONO Radio Jena ja monatlich einmal vier Stunden lang "Klaus Schulzes Elektronisches Leben" und im August zu seinem 65. Geburtstag sogar "Die lange Klaus Schulze Live Nacht". Klaus ist menschlich ein toller Typ, musikalisch einzigartig, ein Vorreiter für viele Entwicklungen. Er und ich sind vor Jahren sogar mal im Auto kreuz und quer durch Frankfurt am Main gefahren und er hat mir Orte gezeigt, die er liebte. Zum Beispiel die Pizzeria in Heddernheim, die immer ins Tonstudio Panne lieferte, wenn Klaus dort Musik aufgenommen hat. Und Klaus zu Ehren habe ich ja für den SAURUS die Sequenz "Some Crystal Bells" gemacht.

JW: Da habe ich gleich eine spezielle Frage dazu. Das ist ja eine geradezu magische Tonsequenz. Sie hat verschiedene Ablaufebenen, obwohl sie nur aus 16 Tönen besteht. Man denkt es wären viel mehr. Wie komponierst Du so etwas?

RS: Durch Ausprobieren. Natürlich kommt hinzu, dass ich an und mit solchen Sequenzen schon Jahrzehnte arbeite. Auf dem VELVET UNIVERSE Album "Voyager" von 1981 gibt es in "Music For Spacemen" eine ganz andere Sequenz, die aber in Ohr und Kopf ähnlich funktioniert. Man muss nur die im Hirn eingefahrenen Abläufe des Hörens überlisten, dann geht das. Da gab es schon viele leute, die gerfat haben, wie ich das mache. Das größte Kompliment für meine 16-Ton-Sequenzen habe ich übrigens mal von Chris Franke bekommen, der auf unserem "Enigmas" Album mitgewirkt hat und mir sagte, dass er diese Art des Aufbaus von Ton-Sequenzen genial findet. Und der ist ja mit TANGERINE DREAM durch seine Sequenzerläufe unsterblich geworden.

JW: Zurück zum "VCS 3000" Klang. Wie ist der entstanden, wie funktioniert er?

RS: Der EMS VCS3 hat eine Matrixebene mit Steckstiften um die einzelnen Komponenten miteinander in Korrelation zueinander zu stellen. Da kann man den einen Oszillator nehmen um den anderen Oszillator zu steuern bis eine Selbstoszillation oder eine, ich nenne es jetzt einmal, elektronische Konstruktion entsteht. Man kann beim VSC3 und beim EMS Synth A, ähnlich wie bei modularen Synthesizern, die Dinge zusammenbasteln und dann einfach mal sehen, was dabei klanglich  heraus kommt. Beim SAURUS habe ich gleich drei solcher Matrixebenen und brauche auch keine Steckstifte sondern kann hier frei die einzelnen Komponenten des Synthis - und der SARUS hat ungleich mehr als der VCS3 - miteinander kombinieren. Sogar Aftertouch mit dem LFO-Speed oder den Filterresonanzwerten. Es ist einfach unbeschreiblich. Beim ARTURIA Moog Modular System muss man erst virtuelle Strippen ziehen und hat dann doch nicht das, was man sich erhofft hat. Bei SAURUS ist vieles einfacher und Markus Feil hat da wirklich etwas ganz Großes erschaffen. Ich brauchte nur noch die einzelnen Komponenten miteinander zu kombinierne, wie ich das früher auch beim VCS3 tat und so entstand "VCS 3000". Und, ehrlich gesagt, weshalb sollte jemand 10.000 Euro für einen VCS3 ausgeben, der bei EBAY in den USA angeboten wird, wenn er gleiches und noch viel mehr für 100 Euro als CSI kaufen kann.

JW: Es gibt ja zudem wohl auch weltweit keine wirkliche EMS VCS3 oder Synthi A Emulation zu kaufen.

RS: Ich denke, ARTURIA will demnächst eine auf den Markt bringen. So 2013 oder 2014. Aber das ist ja ncht das Thema. Fakt ist: der SAURUS ist ein herausragendes CSI mit typischen EMS, MOOG, PROPHET, YAMAHA und PPG Sounds, dazu auch noch ein Offenes System mit einen großartigen Arpeggio-Sequencer.

JW: Wie wirst Du ihn bei Deinen Konzerten einsetzen?

RS: Im "4-Klang Modus" gibt es einen Programmteil, da habe ich ausschließlich zwei SAURUS auf zwei Labtops laufen und alle anderen Elektromusikgeräte schweigen. Das klingt dann so ähnlich wie bei dem Sounddemo und zeigt dem Publikum, wie gut, also soundtechnisch wie soundklanglich, der SAURUS klingen kann.

JW: Wäre es eine Überlegung wert, ein Konzert ausschließlich mit dem SAURUS zu spielen?

RS: Ich könnte das, aber ich habe ja schließlich auch das iPad mit auf der Bühne, den Tenori-On, den ARP Axxe, den JD 800, die Sampler, das MiKO, die ganzen Sachen von ARTURIA u.s.w.. Ich denke, es macht vielleicht Sinn, bei einer "Tone2"-Präsentaton ausschließlich den SAURUS vorzustellen. Aber dazu müsste mich Baastian erst einmal anfragen und das hat er bis heute noch nicht gemacht.

JW: Die "MiniMoon" Sounds - oder sollte ich besser sagen: MiniMoog Sounds? - klingen für mich auch wirklich toll, richtig warm und echt. Es gibt da Synthis auf dem Markt, die haben einige Schwierigkeiten, richtig gute MOOG Sounds zu machen. Einen Deiner Sounds für den SAURUS hast Du "Lucky Man" getauft. Ist vieles in dieser Soundrichtung von Dir durch Keith Emerson geprägt worden?

RS: ELP waren meine Helden in den 70gern, ohne Frage. Auf dem "Enigmas" Album gibt es einen Song namens "Silent Universe", da habe ich 1983 mit dem MiniMoog versucht so wie Keith Emerson zu klingen, aber das ist lange her. "Lucky Man" als Name im "Analog Soundset" ist nicht vor mir gekommen, das stammt wohl von der Marketing Abteilung. (Sauer lacht!)  Nein, von mir stammen die Bezeichungen "MiniMoon" für die Sounds. Man muss ja ein wenig kreativ sein, bei der Wortwahl und das haben wir mit den Bezeichnungen "Oberheimat" und "Vangelos" auch ganz gut hinbekommen. Bei den "MiniMoon"-Klängen haben wir uns, ich kann das ja hier einmal verraten, von den Sounds des "Animoog"-Programms von MOOG für das iPad leiten lassen. Was MOOG selbst dort für gut befunden hat, das beruht ja schließlich auf einer Art Marktforschung und die brauchen wir dann nicht auch noch mal zu betreiben. Und ich habe mich an meinem CREAMWARE Modular System (siehe Foto links) orientiert, also den Sounds, die man da herausbekommt, die klingen da ja schon sehr MOOG-ähnlich. Aber das Klangrezept ist richtig simpel: die "MiniMoon" Sounds plus "Lucky Man" haben immer zwei Oszillatoren, leicht verstimmt und ein wenig Filterresonanz. Dass sie so echt klingen, liegt dann wiederum an der Klanganalyse im "Oskar Sala Institut". Der SAURUS hat ja verschiedenste Filtertypen zur Verfügung und da muss man dann einfach nur noch den richtigen Filtertyp auswählen und es klappt. Und ich darf verraten; beim SAURUS ist es nicht immer das 24db-MOOG-Filter, das den Sound letztendlich ausmacht.

JW: Vielen Dank für das Interview.

"Die Rückkehr des Vinyls": Bernd Kistenmachers "Head Visions" erscheint in Kürze in exzellenter Tonqualität wieder als Schallplatte

Im Jahr 1986 veröffentlichte Bernd Kistenmacher sein erstes "echtes" Solo Werk Head-Visions. Und wie es damals noch üblich gewesen ist natürlich auf Vinyl. Die ursprünglichen Aufnahmen entstanden auf einer analogen Achtspurmaschine und die Original-Bänder verschwanden für die folgenden 26 Jahre im Archiv.

Nun - im Jahr 2012 - war es an der Zeit, sich zu erinnern. An die alten Aufnahmen selbst und an die Sinnlichkeit hochwertig hergestellter Schallplatten. So machte sich Bernd Kistenmacher in den vergangenen Monaten persönlich daran, die Aufnahmen in einem aufwändigen Verfahren zu restaurieren und ihnen mit modernster Studiotechnik neues Leben einzuhauchen. Das Ergebnis ist beeindruckend und man möchte sagen: es klingt besser als das Original! Das glaubt zumindest die Plattenfirma "MIRecords" ... "MIRecords"?

"Alles auf Anfang!" möchte man ausrufen. Mit "MIRecords" wurde nämlich ein längst tot geglaubtes Label wieder reaktiviert; 1999 wurden auf "Musique Intemporelle" die letzten Tonträger veröffentlicht. Nun ist das einstige Kult-Label wieder "online" und es sollen auf ihm ausschließlich Vinyl-Schallplatten (...ja genau, diese schwarzen, runden Dinger aus Kunststoff, die so gerne zerkratzen, wenn man sie falsch behandelt, und deshalb verhüllt von Papier in Taschen aus Karton stecken) veröffentlicht werden.

Dabei war Vinyl doch noch viel tot geglaubter als das "MI"-Label selbst, auf dem sie nun bald erscheinen werden. Doch der feste Glaube an die Sinnlichkeit von Dingen, die man gerne anfasst und deren Rillen Musik zum Erlebnis für die Sinne werden lassen, hat über die Macht des bedingungslosen elektronischen Fortschritts gesiegt, wie die Macher von "MIRecords" vor kurzem bekannt gaben.

Beginnen wird das Ganze nun mit der Veröffentlichung des o. g. Elektronik-Klassikers "Head-Visions", dem ersten Solo-Album von Bernd Kistenmacher: dieses Vinyl-Album wird die erste Veröffentlichung im neuen Webshop von "MIRecords" sein. Doch das "Head-Visions Reloaded"-Projekt war nicht ganz so einfach, wie man sich das vorstellte. Um die ein Viertel Jahrhundert alten Mehrspurbänder wieder abspielen zu können, musste die gleiche Bandmaschine besorgt werden, mit der die Aufnahmen damals gemacht worden sind.

Schon das war kein so leichtes Unterfangen. Aber viel schwieriger wurde die Tatsache, ein dermaßen altes Tonband wieder benutzen zu wollen. Jeder gute Band-Archivar weiß, dass solche Bänder regelmäßig umgespult werden müssen, damit die einzelnen Band-Schichten nicht zu dicht auf einanderliegen und es zu Problemen mit der Magnetschicht und ihrer Information darauf (sprich: der Musik) kommt. Doch Bernd Kistenmacher hatte Glück: Die alten Aufnahmen der "Head-Visions" waren nahezu unversehrt.

Und doch scheiterte der erste Versuch, die Aufnahmen von "Rücksturz" (der A-Seite des Albums) abzuhören. Der zweite und dritte ebenfalls. Insgeamt fünf Mal musste das Band komplett umgespult werden, um genügend "Luft" zwischen die einzelnen Schichten zu bekommen, damit es ohne Gleichlaufschwankungen abgespielt werden konnte. Dabei wäre das Band sogar beinahe unbrauchbar geworden. Aber nur beinahe, denn jetzt wird das neu gemasterte und in bestem Vinyl gepresste Album in Kürze erscheinen. Das Datum der Veröffentlichung ist der 01. Juli 2012 und bestellen kann man es HIER.

"Im Grunde mache ich das in der Mittagspause": Rainer Sauer im Interview über Soundshaping mit dem SAURUS CSI (Teil 1)


Im Juni 2012 besuchte Jason White vom britischen "Electronicle Magazine" Rainer Sauer in Jena (Thüringen) in seinem A-U-T-O-B-A-H-N 4-KLANG Studio.

Jason White (Elecronicle Magazine): Rainer, Du hast für die SAURUS Analog Synthesizer Software von "Tone 2" gerade eine Menge Sounds erstellt. Soundshaping hat bei Dir ja schon eine lange Tradition. Seit wann machst Du das?

Rainer Sauer: Für mich persönlich, seit dem ich mit 1974 im Alter von 16 Jahren meinen ersten ersten Synthesizer selbst gebaut habe, in professionellem Rahmen seit 1985. Da war das Ganze dann schon eine Ecke zielgerichteter und ich habe mit Kosta Kostis, dem Erfinder der "Digital Drums" und der "MIDI Mini Interfaces" für den Commodore 64, und anderen Bekannten eine kleine Firma namens "DMS / Digital Musical Sounds" ins Leben gerufen, die für den SFX Soundsampler von COMMODORE (Anm: ein Zusatzgerät für den Commodore 64/128) die Sounds kreiert hat. Da verkauften sich schon so einige Sets weltweit und wir waren auf Messen präsent. Leider hat COMMODORE am Ende vergessen und zu bezahlen und kurz danach waren sie pleite.

JW: Was war das für ein Synthesizer, den Du gebaut hast?

RS: Meinen ersten Synthi habe ich nach Schaltplänen von ARP und aus der Zeitschrift Funkschau gebaut und dazu einen Elektronik-Baukasten von KOSMOS zweckentfremdet. Das Ding produzierte recht abgefahrene Sounds, hatte aber noch keine Tatstatur und war so etwas wie ein freies System. Ich hatte auch noch ein Transitorradio und damals, als das UKW-Band noch nahezu unbeschränkt funktionierte, mit Polizeifunk und so, konnte man da zum Beispiel auch Digitaluhren Taschenrechner mit Röhrenanzeige und Elektronik-Blitzgeräte, im wahrsten Sinne des Worten, "hörbar" machen. So habe ich meine ersten elektronischen Kompositionen gemacht.

JW: Wie kamst Du an die Schaltpläne von ARP?

RS: Ich habe hingeschrieben, in die USA. Habe geschrieben, dass ich einen ARP 2600 habe udn da einiges verändern möchte und die Pläne für Filter und Oszillatoren bräuchte.

JW: Und man hat Dir tatsächlich geantwortet?

RS: Natürlich. das war eben die gute ate Zeit. Den Brief habe ich heute noch. Mit zum Teil handgemalten Zeichnugen und direkt aus dem ARP Hauptquartier.

JW: Hast Du damals alles alleine gebaut oder hat Dir jemand geholfen?

RS: Ich dachte bis vor kurzem, ich hätte das im Herbst 1974 erst einmal alles selbst gemacht hätte, bis ich einen alter Schulfreund traf ud der sagte mir "Weißt Du noch, wie Du mit Jürgen Glock den ersten Synthesizer zusammen gebaut hast?" und da erinnerte ich mich daran, dass es tatsächlich ein Kerl namens Jürgen Glock war, der gelötet hat, während ich mir ausgedacht hatte, wie es funktionieren könnte. Der "Jobs/Wozniak"-Effekt... (Sauer lacht)

JW: Wie hieß Dein erster Syntheiszer? Nicht zufällig SAURUS?

RS: Nein, ich hatte mal die Idee, sie "Saurian" zu nennen oder "Saurian Synthesizer"", aber im Grund hatten sie technische Bezeichnungen wie "CX-7" und so.

JW: "Sie"?

RS: Ja, ich denke es waren am Ende drei Synthesizer.

JW: Jetzt gibt es ja den SAURUS von "Tone 2", den Baastian van Noord und Markus Feil konstruiert haben...

RS: ...im Wesentlichen.

JW: Wie viel Rainer Sauer steckt in dem SAURUS?

RS: Weniger, als der Name vermuten lässt und mehr, als sich hier sagen lässt. Es ist ja im Grunde eine Reifeprozess, wenn man einen Synthesizer konstruiert. Heute ist das ungleich einfacher als noch vor 25 Jahren. Der SAURUS ist ein CSI, ein Computer Software Instrument, wie ich Baastian schon oft gesagt habe. Man vermarktet ihn unter den Titel "Analog Syntheiszer" was wiederum genauso richtig wie falsch ist. "Analog Sound Synthesizer" kommt schon eher hin, aber im Grunde ist dieser Synthesizer ein sog. "Offenes System", weil man über drei Matrix Ebenen alles programmieren kann, was man möchte. ich plädiere weiterhin für "CSI" und habe auf meinem SAURUS Keyboard auch diese drei Buchstaben stehen.

JW: Ganz konkret gefragt, wie kann man Einfluss auf Entwickler nehmen, ein CSI zu konstruieren?

RS: Da gibt es so viel Wege, das würde zu weit führen, hier alle aufzuzeigen. Aber derzeit sind wir daran, den SAURUS zu verändern. Einige Dinge sind noch nicht optimal gelöst und ich konnte Baastian mit einigen meiner Sounds aufzeigen, wie vielfältig die grundsätzlichen Möglichkeiten des SAURUS sind udn was an Bedienelementen noch fehlt. Ich hoffe, dass das nicht nur Verbesserungen sind, die mir zugute kommen, sondern möglichst bald auch allen anderen SAURUS Nutzern.

JW: Wenn man sich das neue Analoge Soundset für den SAURUS anhört, speziell Deine Sounds und Sequenzen, ist man schnell leicht sprachlos, was diese Software alles kann. Wie kommt das?
(Anmerkung: Durch Klicken auf das schwarz/weiße Studiofoto oben, kann man Rainer Sauers musikalische Zusammenstellung einiger seiner Sounds aus diversen Soundsets für den SAURUS hören!)

RS: Markus Feil ist als Diplom-Informatiker genau der richtige Mann gewesen um das technisch umzusetzen, was Baastian wollte. Ich dagegen bin von der anderen Seite an die Sache herangegangen. Ich habe so ziemlich alle guten Softwarelösungen für PC und iPad getestet und bin, was den PC angeht, bei ARTURIA hängen geblieben. Mit den Franzosen verbindet mich eine tiefe Freundschaft und ich habe heute alles in verwendung, was ARTURIA jemanls gemacht hat, inklusive der Hardware-Controller. Für "Kraftworker" (Anm: in nicht-anglo-amerikanischen Ländern heißt die Software "Synth-Werk") habe ich einiges an Sounds gemacht und bei dem SAURUS konnte ich dann endlich mal so richtig loslegen. Das fing an bei ganz profanen Dingen wie den "Richard Wrights Sheep" oder "Lucys Sky Piano" Sounds, ging über die "Vangelos Pads" und die "AUTOBAHN"-Sequenzen bis hin zu selbst-oszillierenden Klangkreationen, die sich viel chaotischer entwickeln können als es mein alter EMS VCS-3 jemals tun könnte. Dazu gibt es noch PPG- und Synclavier Sounds, die aber erst im nächsten Soundset mit dabei sind.

JW: Ja, der "VCS 3000" Sound ist wirklich atemberaubend...

RS: ...und das Beste ist: alles ist ja nur ein Angebot. jeden Sound kann man in jedem einzelnen Parameter verändern, selbst in der Gratisversion. Und wer die Vollversion des SAURUS hat, der kann "seinen" Sound sogar für immer und ewig abspeichern.

JW: Wie hast Du Deine Sounds gemacht? Nehmen wir mal die "Vangelos"-Bläser udn als absoluten Gegensatz den "VCS 2000"?

RS: Im Grunde kann man das, jeder von uns, sogar in der Mittagspause machen. Die Software ist meinetwegen auf dem Laptop oder Ultrabook und dann braucht man nur einen Kopfhörer udn los geht's. Der Kreativität ist keine Grenze gesetzt. Natürlich ist es schon von Vorteil, wenn man von früher die alten Handware-Sachen kennt und sich erinnern kann, wie sie funktionieren.

JW: Und wenn man mal einen Synthesizer selbst gebaut hat...

RS: Ach, das würde ich jetzt gar nicht mal sagen. Wichtig ist ein Verständnis für Klänge. Wenn ich weiß, wie sie entstehen, wie unterschiedliche Wellenformen den Klang beeinflussen, wie unterschiedliche Filtertypen, Brillianz hinzufügen oder andämpfen, dann kann ich gezielt loslegen.

JW: Man hat mir gesagt, dass Du für die Vangelos Sounds zuerst an einem YAMAHA CS-80 gearbeitet hast.

RS: Wir reden hier ja auch von "Vangelos" und da ist ein CS-80 schon Pflicht, denke ich.

JW: Wie kann man einen analogen YAMAHA Sound aus den 70ger Jahren in ein Computer Software Instrument verpfanzen. Durch Sampling?

RS: (lacht) Wenn das so einfach wäre, dann wäre ich vielleicht Millionär. ich habe ein OPEN LABS MiKO System mit MimiK-Software. Die macht so etwas automatisch. Aber "automatisch und statisch", wie ich immer sage. Da ist dann alles so wie es klingen soll, aber man kann nichts mehr daran verändern. Allerdings habe ich das große Glück, in Jena seit 1993 mit guten Leuten zusammen zu arbeiten. Zuerst in unserer M.A.R.S.-Station, dem damals "Most Authentic Research Studio", aus dem später unser privates "Institut für Klangforschung" hervor gegangen ist, das ich im letzten Jahr in Erinnerung an Oskar Sala in "Oskar Sala Institut für Klangforschung" umtaufen durfte. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten einen Klang zu erforschen, zu zerlegen und auf anderer Basis wieder herzsutellen.

JS: Wie hast Du das bzw. habt ihr das mit dem "VCS 3000"-Klang gemacht?

[FORTSETZUNG FOLGT]