"NON+ULTRA - Line Open": Zurück zu dem Wurzeln und darüber hinaus - Eine Konzertbetrachtung von Sascha Lindemann


Einsam stehen die Insignien im blauen Scheinwerferlicht: Synthesizer mit Namen wie ROLAND, KORG, YAMAHA und MOOG, teilweise Museumsstücke der Siebziger und Achtziger Jahre, teilweise innovative Neuentwicklungen. Nur einer scheint zu fehlen, man schaut sich erstaunt um zu Beginn dieses Konzerts, bei dem bereits die ersten Klänge zu hören sind. Doch dann kommt er, von hinten mitten durch das Publikum: Rainer Sauer. Es ist seine Rückkehr auf die Bühne und zugleich "Die Rückkehr der Synthesizer", wie er es nennt.

Dreieinhalb Jahrzehnte nach seinem ersten Konzert mit Elektromusik, zweieinhalb nach seiner größten Zeit Ende der Achtziger, tritt er wieder zwischen seine Klangerzeuger, von denen er eine Menge mitgebracht hat, und widmet sich doch zuerst den beiden GIBSON Gitarren, die links und rechts neben den Keyboards auf der Bühne stehen, überprüft deren Anschlüsse.

Der Mann, der seit 1991 in Jena lebt und arbeitet, ist heutzutage nicht etwa nur der Verwalter seiner Arbeit früherer Zeiten; seit einigen Jahren entwickelt und arbeitet er wieder an vorderster Stelle in der Synthesizermusik-Szene mit und ist inzwischen auch zu einem international anerkannten Experten für Musik mit APPLE iPhones und dem iPad geworden. Doch nutzt der Musiker seine iPhones und das iPad nur in einem bestimmten Teil seiner Konzerte und spielt ansonsten mit einer imposanten Installation aus rund 20 Synthesizern und noch einmal so vielen Effektgeräten, die er zu einer Art elektronischem Maschinenpark zusammengestellt hat. Rainer Sauer nennt sie "die ewigen Schaltkreise" und aus ihnen erklingt eine Mischung unterschiedlichster Synthesizerklänge, die in Deutschland ihresgleichen sucht.

Der Sound ist mitunter süß, wird dann wieder experimentell-bizarr, eine Art kurzzeitiger Strapaze für die Zuhörer, aus der es bei Sauer aber immer einen klanglichen Ausweg gibt. Ob er damit dem Stigma von "Fahrstuhlmusik" zu entkommen sucht, fragt man sich unwillkürlich, doch er sagt, auch das gehöre zur Elektromusik dazu. Instrumentale Hymnen haben Struktur, erklärt er, aber man müsse, um akustische Grenzen aufzuzeigen und auszuloten, auch einmal klangliche Komplexität und Atonalität a la Karlheinz Stockhausen oder Paul Hindemith präsentieren. So etwas findet man in der populären Musik viel zu selten, meint er, und Sauer erhält für seine Idee sogar Lob von ganz Großen der Musikszene: "Steve Reich asked me to tell you, that he had looked at the piece and many thanks for bringing it to his attention." schrieb ihm in diesem Jahr Andrew Rosner, der Agent der amerikanischen Minimal-Musik Legende.

Akribisch hat Sauer "Die Rückkehr der Synthesizer" über Jahre auf Festivals und Einzelkonzerten vorbereitet als demonstrative Mischung, was man mit analogen und digitalen Geräten, Keyboards, Gitarren und Geräuschen so alles machen kann. Heraus gekommen ist unter dem Titel "NON+ULTRA" eine volltönende Elektromusik-Mixtour durch alle Spielarten des Genres von Tangerine Dream über Jean Michel Jarre und Vangelis bis hin zu Brian Eno. Präsentiert zudem als räumliches Klangerlebnis in Vierklang-Quadrophonie und man merkt dem Gesamtpaket an: hier hat einer seine Obsession massentauglich gemacht.

Rainer Sauer ist inzwischen 55 und spielt seit vier Jahren wieder Elektromusik live, nachdem er die Jahre zuvor entweder Radiohörspiele machte oder aber (wie 2005 und 2006) gemeinsam mit Deutsch-Rocker Heinz Rudolf Kunze auftrat - für eines seiner Hörspiele erhielt er 2001 den "Thüringer Hörfunkpreis" der TLM.

Radio macht er im Übrigen seit 1983 und hatte seinerzeit beim Hessischen Rundfunk mit "Sounds vom Synthesizer" eine Sendung, die zum Kult wurde. Seine illustre Liste der Interviewgäste ist lang und reicht von Mike Oldfield über Klaus Schulze und Howard Jones bis zu Peter Gabriel. Sauer war es auch, der Künstler wie die Gruppe Camouflage ("Love Is A Shield") entdeckte und förderte.

Und genau diese Verbindung ist sein Erfolgsgeheimnis: er ist ein wenig die graue Eminenz der deutschen Elektromusik, weiß was er macht und vor allem, wie man es macht. Konzentriert und trotzdem fast schon cool bedient er sein Instrumente, jeder Zuhörer ahnt, dass ein einzelner Musiker mit zwei Händen und Füßen nicht all die Klänge die man hört live erzugen kann, aber man sieht ihn an den Reglern der Synthesizer, Computer und Sequencer drehen und Tasten drücken und merkt, dass hier einer die Übersicht und Kontrolle über die Klänge und Sounds hat und kein Playback abläuft.

"Die Rückkehr der Synthesizer" ist eine clever gemachte Show eines Künstlers, der in jungen Jahren anfing, sich für seine Sache zu interessieren und heute, da die Synthesizer-Pioniere lange von den Bühnen abgetreten sind, die Elektromusik den Menschen mit viel Liebe und Können zurückbringt. Und das verschafft einigen Zuhörern im Publikum ganz offensichtlich ein großartiges Gefühl.

"NON+ULTRA - Die Rückkehr der Synthesizer" bis Sommer 2014 in Deustchlang live zu erleben, unter anderem in Bochum, Jena, Köln, Hamburg und Frankfurt. Die genauen Termine findet man HIER. Das nachfolgende Video vom "Electronic Circus 2013" hat Thomas C. Brück aufgenommen.

Was Lou Reed mit Elektromusik und Augmented Sounds von Rainer Sauer zu tun hat


Ohne Lou Reeds Band The Velvet Underground hätte es niemals den Bandnamen Velvet Universe gegeben. Über "Walk On The Wild Side" war ich 1973 auf Lou aufmerksam geworden. Schnell besorgte ich mir die Musik der Band und stieß auf einen merkwürdigen Song des Albums "White Light / White Heat". Er hieß "the Gift" und während auf dem einen Kanal Lou Reed die tragische Kurzgeschichte von Waldo Jeffers* erzählte, spielte die Band auf dem anderen Kanal dreckig-rockige unperfekte Musik.

Trotz des sperrigsten Werks erkannte ich das Potential. Man konnte also tatsächlich Musik machen, die nicht vollkommen perfekt war und sie trotzdem auf Platte veröffentlichen. Das war eine neue Freiheit für mich.

Fortan machte auch ich manchmal Elektromusik, die experimentell-instrumental war - zwar nicht ganz so radikal, wie es Reed 1975 auf "Metal Machine Music" aufgezeigt hatte (Zitat vom Cover: "No Synthesizer, No ARP, No Panning, No Phasing"), aber immerhin eine Art Strapaze für jeden darstellt, der den Mut aufbrachte, es sich zu Gemüte zu führen...und anschließend mit mir darüber zu reden, weshalb ich dies und das gemacht hatte.

Später übernahm ich Lou Reeds Art der Beschreibung des verwendeten Equipents auf "Metal Machine Music" und empfehle das Album bis heute allen Leuten, die mich fragen, weshalb man Elektromusik auch ohne Synthesizer machen kann.

Außerdem wären für mich Augmented Sounds, so wie ich sie heute mache, ohne Lou Reed und Brian Eno so nicht vorstellbar.

Hier sind meine Top 5 der Lou Reed Songs:

1. "Walk on the Wild Side" (aus: "Transformer" / 1972)

2. "Perfect Day" (aus: "Transformer" / 1972)

3. "Sweet Jane" (aus: "Loaded" / 1970)

4. "The Gift" (aus: "White Light / White Heat" / 1968)

5. "Waiting for the Man" (aus: "The Velvet Underground & Nico" / 1967)

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* = Die Erzählung handelt von Waldo Jeffers, einem verliebten jungen Mann, der eine Fern-Beziehung mit seiner College- Freundin Marsha Bronson führt. Zwar hatten sich beide ewige Liebe geschworen, doch Waldo ist zunehmend besorgt, dass Marsha ihm vielleicht doch nicht so treu ist, wie sie es ihm versprochen hatte. Und in der Tat lebt diese im fernen Wisconsin ein alles andere als sittsames Leben, wovon Waldo allerdings keine Kenntnis hat.

Also spart er Geld um Marsha in Wisconsin zu besuchen. Da es aber für eine Bus- oder Bahnreise nicht ausreicht, schmiedet Waldo Jeffers einen - wie sich noch zeigen wird - todsicheren Plan. Er versendt sich selbst mit der Post in einem großen, gepolsterten Karton. Waldo ist sogar davon überzeugt, Marsha eine riesengroße Überraschung damit zu bereiten, wenn er am Ende aus dem Karton springen und vor ihr stehten wird.

Als das Paket geliefert wird, lässt Marsha zusammen mit ihrer Freundin Sheila gerade das vergangene Wochenende Revue passieren, an dem sie mit einem Mann namens Bill geschlafen hatte. Als das Paket ins Haus getragen wird, ist Waldo ganz aufgeregt, wie es Marsha gelingen wird, das Paket zu öffnen. Und in der Tat ist dies ein schwieriges Unterfangen.

Marsha holt schließlich dem Keller eine große Blechschere und mit dieser öffnet Sheila das Paket, in dem sie mehrmals durch den Deckel sticht und dabei Waldos Kopf trifft, aus dem sich anschließen das Blut in kleinen Fontänen sprudelnd in die gerade aufgehende Morgensonne ergießt.

"El Duende. Das ist der Geist, der die Musik durchdringt!": Rainer Sauer beim "Electronic Circus 2013" in Gütersloh

Rainer Sauer kam als Science-Fiction- und Weltraumfahrt-Fan zur Elektronischen Musik - vor beinahe 40 Jahren war das. Gerade einmal 15 Jahre alt, baute er sich seinen ersten eigenen Synthesizer, mit 25 hatte er eine Schallplatte in den MELODY MAKER Charts, mit 35 war er von West- nach Ostdeutschland gezogen um dort Neues zu entdeckenn, mit 45 trat er mit Heinz Rudolf Kunze auf und machte literarisches Kaberett und nun, im Alter von 55 Jahren, ist er wieder fest in der Elektromusik verwurzelt. Mike Hiemann traf ihn in Essen im "Hotel Franz", wo er sich auf drei Mini-Gigs beim Ambient -und Elektromusik-Festival "Electronic Circus" vorbereitete und führte ein interessantes Gespräch mit ihm.

(Zum Aufruf der Offitziellen Webseite von Rainer Sauer bitte auf das Foto klicken!)

MH: Sie waren vor Kurzem bei der "Star Wars Celebraton Europe" in Essen auf Einladung der Veranstalter. Jetzt sind sie wieder in Essen und proben für den "Electronic Circus" Anfang Oktober in Gütersloh. Gibt es eine Verbindung zwischen Science-Fiction-Filmen und Elektromusik?

Sauer: Diese Verbindung gibt es schon seit vier Jahrzehnten. Mag sein, dass durch die Entwicklung neuer Sounds heute alles für die Menschen ein wenig interessanter geworden ist.

Aber hat sich nicht auch die Firmmusik an sich verändert. Ich meine damit nicht nur, dass heute Leute wie Anthony Gonzalez von M83 den Soundtrack für "Oblivion" macht sondern, dass ganz allgemein die Rolle des Sounds im Film gewachsen ist.

Science-Fiction-Filme haben überhaupt nichts mit Elektronischer Musik zu tun. John Williams hat für "Star Wars" noch nie etwas elektronisches komponiert. Und "Clockwork Orange", bei dem Wendy Carlos die Synthesizermusik komponierte, ist für mich auch nicht wirklich ein Science-Fiction-Film. Er handelt im Grunde nur von der heutigen Gesellschaft. Und Leute wie Trent Reznor machen Synthesizermusik für ganz normale Filme wie "The Social Network" oder "Verblendung". Es ist doch so: man kann keine Filmmusik machen, wenn man nicht an ihr aktiv mit seiner Phantasie in der heutigen Welt arbeitet. Aber natürlich gibt es immer wieder gelungene Beispiele für Elektromusik in SF-Filmen. "Tron Legacy" mit dem Soundtrack von Daft Punk ist so ein Beispiel. Aber der Sound ist wichtig, da haben Sie recht. Über den Sound, egal ob Grundsound oder Spezialeffekte, kann ein ganzen Film getragen werden. Ich habe gerade "Zero Dark Thirty" gesehen, ein Film, der nahezu ohne Musik auskommt, aber beeindruckende Soundeffekte hat. Einzigartige Klangbilder sind das.

Wie beeinflußt Ihrer Meinung nach Elektromusik unsere gegenwärtige Zeit?

Auf vielfältigtse Weise. Der eine Mensch konsumiert sie, ohne nachzudenken. Einen anderen bringt sie in gute Stimmung. Ein dritter will so etwas auch machen können und da gibt es heute ja so viele Möglichleiten dazu. Über DJ Konsolen und PCs, ganz traditionell über Keyboardunterricht, via iPhone und iPad. Als ich zehn Jahre alt war, habe ich den Mond über die Mondlandungen der Amerikaner kennen gelernt. Später den Mars durch die Landung der Viking-Lander. Wenn man erwachsen wird, beschließt man die Welt zu entdecken, daran mitzubauen. Auf den Mond oder den Mars zu gelangen war mir unmöglich, aber einen Synthesizer zu bauen, das ging gerade noch so.

Weshalb waren Sie auf der "Star Wars Celebration"?

Um die Helden meiner Jugend zu treffen, Carrie Fisher, Mark Hamill. Und natürlich Ben Burtt, den Sound Guru hinter allen "Star Wars"-Filmen. Ich hatte ein "Meet-And-Greed" mit ihm. Das ist einer, der hatte Sound-Visionen, lange bevor Hollywood es bemerkte. "Star Wars" Episode IV lief doch blendend, brachte Millionen von Dollar ein. Aber auf den Sound von Filmen hat man sich erst Jahre später konzentriert, obwohl das Publikum für gute Ideen immer offen war und es auch heute noch ist. THX von George Lucas wäre ohne Ben Burt wohl niemals so geworden und hätte Dolby Surround und andere Sound-Techniken niemals so beeinflusst. Ich bin ja selbst Klangforscher und habe das schon von dreißig Jahren gemacht, als ich kurzzeitig mit Armin Stöwe an dessen "OCTON" System mitarbeiten durfte und trotzdem war da schon Ben Burtt eine Legende.

Sind Sie ein großer "Krieg der Sterne" Fan?

Doch schon. Aber bei weitem nicht so sehr, wie meine älteste Tochter. "Krieg der Sterne" ist natürlich eine Kriegsgeschichte, mit allen Konsequenzen, aber er bereitet großen Spaß, weil Menschen es gerne sehen, wenn etwas in die Luft gesprengt wird, ohne dass wirklich jemand dabei stirbt oder sich weh tut. Außerdem bin ich ein "77er", habe also schon damals Episode IV im Kino gesehen.

Wie kamen die Veranstalter darauf, Sie einzuladen?

Ich denke, das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass ich Musik auf dem iPad und dem iPhone mache, was ja nach wie vor etwas exotisch ist. Oder weil ich mit meinem "Oskar Sala Institut für Klangforschung" mit Leuten soundtechnisch zusammenarbeite, die Videospiele weiterentwickeln. Aber im Grunde habe ich keine Ahnung, weshalb es wirklich dazu kam. Ich habe mich allerdings sehr darüber gefreut...vor allem, als ich mitbekam, wie teuer die Drei-Tages-Tickets waren.

Bauen Sie heute noch Synthesizer?

Bauen im physischen Sinne: Nein. Bauen im konstruktiven Sinne: Ja. Synthesizer Hardware lasse ich mir inzwischen in Großbritannien herstellen in den GDA Labs, aber für "Tone2" zum Beispiel wirke ich auch an der Konstruktion von Software-Synthesizern mit. Nach dem "Saurus" und dem "RayBlaster" setzen Bastiaan van Noord und Markus Krause nun auf "Nemesis" als neue Soundinnovation. Daran arbeite ich derzeit zusammen mit anderen Leuten mit. Man muss immer am Puls der Zeit bleiben und für alles offen sein. Auf dem "Electronic Circus" kann man schon einige "Nemesis"-Sounds erleben, was sehr exklusiv ist, denn der Synthi wird erst Ende des Jahres zu kaufen sein.


Aber braucht man immer neue, andere Synthesizer?

Bräuchte man sie nicht, würden sie die Menschen nicht kaufen. Wenn man derart total von Technik, von Technologien und Computern umgeben ist, wie in der heutigen Zeit und es mittendrin keine Fortentwicklung gibt, dann entsteht in der Seele ein schrecklicher Hunger nach etwas Neuem. Man sagt sich: Da fehlt doch etwas, für mich, für meine Musik - was kann das sein? Die Artikulation dieses Bedürfnisses sieht man in Geräten wie dem iPad und wenn ich etwas dazu beitragen konnte, es als Musikinstrument populärer zu machen, dann freut mich das. Aber Technik ohne Seele ist nichts. Im Spanischen gibt es den Begriff des "El Duende", das ist der Geist, der die Musik durchdringt. Den muss man bei jedem Klanginstrument finden, auch eine Violine ist nichts in den Händen eines Menschen, der sie nicht spielen kann.

Was bringen Sie zum "Electronic Circus" an Geräten mit?

Ich habe meine iPhones und iPads dabei, außerdem die Software-Synthis von Tone2, an denen ich mitgearbeitet habe, dann das Phototron, ein Soundmodul aus den GDA Labs und außerdem etwas ganz Besonderes aus dem Hause Waldorf, was es nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Einen Prototyp mit der Seriennummer 00001. Lassen Sie sich überraschen.

Wie weit sind Sie mit Ihren neuen Musikalben. Ich hörte, dass es eine Trilogie geben soll? 

"MOODS" ist fertig und ich habe bereits die ersten CD-Exemplare auf der "Star Wars Celebration" weitergegeben. Beim "Electronic Circus" kann man für 20 Euro schon eine exklusive "DeLuxe Edition" kaufen, aber das Album selbst erscheint erst im Dezember 2013 offiziell. In Kürze beginnt die Arbeit am zweiten Album "LEAVES", das im Herbst nächsten Jahres veröffentlicht wird und 2015 folgt mit "CATS" der letzte Teil der Trilogie. Im Moment habe ich noch ein Angebot, an einem Album über Musik zu Kurzgeschichten des unlängst verstorbenen SF-Autors Ray Bradbury mitzuwirken und ich selbst plane für das nächste Jahr ein Projekt mit einigen deutschen Elektromusik-Legenden, zu dem ich aber noch nicht viel sagen möchte.

Für die Fans Ihrer früheren Band VELVET UNIVERSE gab es vor einigen Wochen auch gute Nachrichten. Es hieß, es solle ein neues Album geben.

Ich sagte vor einigen Jahren, dass zukünftige Projekte von VELVET UNIVERSE eher unwahrscheinlich wären. Inzwischen hat Thomas Kapke, mein früherer Partner, wieder Kontakt mit mir aufgenommen und ich habe nicht mehr das Gefühl, dass wir aneinander vorbei denken, was musikalische Ebenen betrifft. Es ist immer gut, sich eine Zeit lang zu trennen und verschiedene Dinge auszuprobieren. Das heißt ja nicht,  dass eine Sache für immer und ewig weggepackt werden muss. Also halte ich es heute nicht mehr für unwahrscheinlich, dass er auf der neuen Platte "Return To The Universe" zu hören sein wird. Es ist doch so: Wir haben in den 1980er Jahren viel gemeinsam gemacht, aber dann - wie das in vielen Bands der Fall ist - gingen wir getrennte Wege. Nahezu  jeder hat das schon einmal getan. Und machmal kommt man auch wieder zusammen. Erst einmal kann man ab Oktober aber das erste VU-Vinylalbum "Voyager" von 1981 wieder kaufen, frisch gepresst sozusagen, und dazu gibt es als "Special Edition" auch noch die CD-Remaster-Version mit dazu. Beim "Electronic Circus" biete ich das Paket zum Sonderpreis von 25 Euro an. Mal sehen, wie es ankommt.

"Return To The Universe": Die Synthesizer-Rock-Band VELVET UNIVERSE kehrt 2014 mit neuem Album und alter Stärke zurück


Ruhig war es geworden um Rainer Sauer und seine Mannen vom VELVET UNIVERSE, nachdem 1994 mit dem Album "Live Across The Universe" Schluss war und die Band sich auflöste. Ein für das Jahr 1999 vorgesehenes Album mit Titel "Moondawn 2000" konnte zuerst aus rechtlichen Gründen nicht erscheinen (die Plattenfirma METRONOME hatte darauf bestanden, dass für den Albumtitel "Moondawn" ein Copyright zugunsten Klaus Schulzes besteht) und wurde später von Rainer Sauer in einer überarbeiteten Version unter dem Titel "Moon Mirror" als Solo-Album veröffentlicht.

Dazwischen hatte sich die Synthesizer-Rock-Band aus Hessen mit Produktionen wie "Uebersicht" (1979), "Tears / The Story Of Atlantis" (1980), "Voyager" (1981), "Enigmas / Future Impressions (1984), "Technotice" (1986 als 'Rough Mix'), "Contact" (1989) und eben dem Live-Album von 1994 durchaus einen Namen in der internationalen Musikszene gemacht. 

Gegründet im Sommer 1979 von Rainer Sauer und seinem Freund Axel 'Pino' Grzybowsky (heute bekannt als DJ "Dr. Scissors") und Anfang 1980 erweitert um den Gitarristen Thomas Kapke, addierten sich später nachund nach die Schlagzeuger Seppl Niemeyer und Michael Schlundt, der Bassist Martin Latham und zeitweise sogar Christopher Franke von TANGERINE DREAM zum Band-Line-Up. Gerüchte, Mike Oldfield hätte am 1981er Album "Voyager" mitgewirkt, da auf dem Plattencover eine handschriftliche Widmung Oldfields zu lesen war, halten sich zwar bis heute, wurden aber von Sauer stets dementiert.

Nun kommt Bewegung in die Bandhistorie, denn Rainer Sauer hat vor Kurzem auf Twitter verkündet: "Es könnte sein, dass es Ende 2014 ein VELVET UNIVERSE Album gibt. / It could be that there is a VELVET UNIVERSE album at the end of 2014." Tim Schwarz fragte telefonisch bei ihm nach, was es mit diesem Tweet auf sich hat.

F: Meintest Du mit Deiner Nachricht "ein" Album oder "ein neues" Album?

S: Wenn, dann wird es ein neues Album sein.

F: Wer macht dabei mit und wie kam es zur Reaktivierung von VELVET UNIVERSE?

S. Die Bandmitglieder stehen noch nicht endgültig fest, aber ich denke, sie werden dem einen oder anderen Fan nicht unbekannt sein. Sprich: man kennt sie aus früheren Alben von VELVET UNIVERSE. Da passt Dein Begriff "Reaktivierung" ja ganz gut, denn einige der alten Bandmitglieder sind ja schon nicht mehr aktiv heutzutage. Allerdings gehe ich davon aus, dass Seppl mit dabei sein wird und mit Thomas stehe ich in Kontakt, dass er - wie auch immer - daran mitwirkt. Außerdem gibt es ein paar deutsche Musiker, mit denen ich derzeit zusammenarbeite, bei denen ich mir eine Mitwirkung ebenfalls vorstellen könnte. Man sollte sich überraschen lassen.

F: Gibt es schon einen Titel für das neue Album und ein Veröffentlichungsdatum?

S: Der Arbeitstitel ist "Return To The Universe" und es soll im Dezember 2014 erscheinen. Klappt dies nicht, weil sich die Produktion länger hinzieht als jetzt abzusehen, dann ziehe ich das Best-Of-Album "Across The Universe" vor. Alle Titel dafür sind schon remastered und teilweise sogar remixed und es könnte jederzeit erscheinen. Entweder kommt es 2015 oder eben schon im Dezember 2014.

F: Wie hat sich die Musik der Band musikalisch verändert?

S: Das kann man so genau gar nicht sagen. Natürlich habe ich noch fast alle analogen Musikinstrumente der guten alten Zeit und ich habe mir extra für das neue Album unser einstiges Allen/Heath Mischpult wieder besorgt, damit alles, wenn es denn so sein soll, wieder so klingen könnte, wie in den 1980ern. Aber natürlich gab es in den Jahren bis heute das eine oder andere Instrument, den einen oder anderen digitalen Synthesizer, der mit dabei sein wird. Schon auf "Technotice" und "Contact" gab es ja polyphone Synthies von ROLAND, MOOG, YAMAHA oder KORG und das ist ja auch Teil unseres ganz speziellen Sounds. Aber ich denke schon, dass die Auszeit von beinahe zwanzig Jahren dem neuen Album gut getan hat. Für mich knüpft es an frühere, klangvolle Phasen an.

F: Nenne doch ein paar alte Geräte, die ihr bei dem neuen Album einsetzen werdet?

S: Die MOOGs und ARPs, die CR-78 von ROLAND und die DDM-110 von KORG als Rhythmusmaschinen, den EMS VCS3 und natürlich die HOHNER String Melody, die ganz wesentlich unseren Sound der frühen VELVET UNIVERSE Produktionen ausgemacht hat.

F: Dann viel Glück mit dem neuen Album.

S: Ja, danke.

"Ich denke: 'Augmented Sounds' sind eine logische Entwicklung innerhalb der Elektromusik": Rainer Sauer im MusikMesse Interview 2013


Herr Sauer, auch wenn viele Menschen, die sich für Synthesizer- oder Technomusik in Deutschland und weltweit interessieren, Sie und ihre Musik noch nicht wirklich kennen, sind Sie doch schon sehr lange in der Szene aktiv. Wann haben Sie angefangen, Musik zu machen und war das gleich elektronische Musik?

1974 habe ich angefangen, eigene Musikstücke zu spielen und weil ich damals weder Gitarre noch Keyboards spielen konnte, war es in der Tat so eine Art von elektronischer Musik. Man darf aber nicht vergessen, dass mich diese Musik schon als junger Mensch sehr fasziniert hat und 1972 kannte ich bereits die ersten Alben von Kraftwerk, die Musik von Walter Carlos, Bands wie Cluster oder Emerson, Lake and Palmer und natürlich "Popcorn", den damaligen Synthesizer-Welthit. Später habe ich Gershon Kingsley, dem Komponisten von "Popcorn", dessen Kurzweil 250 Computer Keyboard abgekauft (Anmerkung: siehe Foto oben):

Also eigentlich eine logische Entwicklung.

Auf jeden Fall...also in meinem Fall...nicht unlogisch.

Diese Entwicklung setzte sich später fort mit den Bands, in denen Sie mitwirkten, und als Moderator der Sendung "Sounds vom Syntheiszer" beim Hessischen Rundfunk. Erzählen Sie uns etwas darüber.

Meine erste Band hieß "Melvin Dawson And Friends" und war eine Folk-Rock-Band. Aber schon die zweite names "April" hatte elektronische Klange im Repertoi und ich habe mit Tapes gearbeitet und bei unseren Live-Gigs kleine Sound-Gimmicks eingespielt. Das war 1977. Ich war halt schon immer ein großer Fan von dem, was Brian Eno gemacht hat, der ja bei "Roxy Music" mit solchen Dingen angefangen hatte. Danach gab es "Empty Sky", dort habe ich Synthesizer und Keyboards und Gitarre  gespielt und dann kam es schon zur Gründung von "Velvet Universe." Damit waren wir zwischen 1981 und 1985 recht erfolgreich in Deutschand, Italien, England und den USA und diese Mischung aus praktischer Musikerfahrung, theoretischem Wissen und meiner journalistischen Arbeit, denn damals habe ich für drei Zeitschriften gearbeitet und z. B. Interviews gemacht, fürhte dann zu dem Job bei hr3.

Sie haben ja schon die unterschiedlichsten Menschen interviewt und getroffen: Jean Michel Jarre, Mike Oldfield, Tangerine Dream, Ash Ra, Klaus Schulze, Michael Rother, Synthipop-Musiker wie Propaganda, Howard Jones und so weiter. War Eno auch schon dabei?

Weder Eno noch Bono. (Sauer lacht!) Aber das ist ja auch gar nicht notwendig. Wenn er mit mir reden will, dann wird er schon kommen. (Sauer lacht noch mehr!)

Aber er hat sie schon schwer beeindruckt.

Mit allem, was er gemacht hat. Es ist unbeschreiblich. Er ist als Mensch und Musiker gleichermaßen faszinierend.

Stichwort "Ambient Music".

Genau. Ambient Music war eine Notwendigkeit der 70er und 80er Jahre. Brian Eno hat dies als erster erkannt. Neben gebrauchsorientierter Elektromusik und experimenteller war die Ambient-Komponente eine Erweiterung der Funktionalität. Anders als z. B. Elektronik-Rock, bei dem man Rockelemente mit Elektromusikparametern gemischt hat, Das ist ein Bastard, während Ambient Musik unschuldig und rein war. Selbst heute gibt es ja noch die im Grunde klassichen Elektronik-Rockmusiker wie etwa Project Pitchfork. Das ist nichts Neues, denn solche Sounds haben vor zwanzig Jahren schon Ministry auf ihrem Album "Twitch" gemacht. Aber Ambient Music hat sich entwickelt, hat die ganze meditative Richtung der Elektromusik angeschoben, hat etwas bewirkt. Die Ansätze und Intentionen von Eno waren da schon vollkommen richtig und wichtig. Aber heute macht er ja etwas ganz anderes mit seiner Generative Music. Elektromusik, die sich selbst erzeugt nach dem Chaos-Prinzip aus einer Vielzahl von Vorgaben.

Sie arbeiten an einer Musik, die Sie "Augmented Sounds" nennen, abgekürzt "AS". Der Begriff der "Augmented Reality" hat sich im Internet bereits etabliert. "AR" ist - soweit ich das verstanden habe - die physische, reale Umgebung, deren Elemente durch computer-generierten sensorischen Input wie Klang-, Bild- oder GPS-Daten ergänzt wird. Was darf man unter "AS" verstehen?

Heutzutage wird die allgemeine Wirklichkeit durch eine - ich nenne sie einmal - vermittelte Wirklichkeit ergänzt. Es wird also unsere Sicht der Wirklichkeit geändert, "augmented" sagt der Amerikaner, also vervielfacht. Das verbessert die eigene aktuelle Wahrnehmung der Realität. Im Gegensatz dazu ist die virtuelle Realität eine Simulation der realen Welt mit allen ihren Nachteilen. Ein einfaches Beispiel: Während man fernsieht werden häufig unten im Bild Nachrichten eingeblendet, die unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit beeinflussen: Sportergebnisse, der Tod eiens Menschen, Naturkatastrophen und so weiter. Das ist keine virtuelle Realität wie "Second Life" oder "World Of Warcraft" sondern eine erweiterete, vervielfachte Wahrnehmung der Wirklichkeit. Google geht mit seiner Brille ebenfalls den Weg, dem Träger Objekte, Daten, Informationen über die Umgebung interaktiv zu liefern. In Autos werden Infos oder Navigationshilfen auf die Frontscheibe gespiegelt. Und ich liefere dem Hörer eben ein erweitertes, vielfältiges Klangbild: "Augmented Sounds". Dabei bekommt das Ohr ein Vielzahl von akustischen Zusatzinformationen zum aktuellen Klang oder der Musik. Ich habe für mein neues Album "Moods" einen Titel aufgenommen, der "Wide Angel And Zoom" heißt und eine Hommage an Brian Eno ist. (Sauer lacht!) Schon wiedr Eno - ja, ich weiß...jedenfalls verändern sich zwei Klangschleifen der 'Buddha Machine' gegenläufig als 'Augmented Sound' über verschiedenste Wege vom Kunstkopf-Klang über ein Stereo-Abbild zum monoauralen Klangbild. Dabei weitet sich der für das Ohr zu hörende Raum ständig von einem kleinen Zimmer in eine riesige Halle. Es ist im Grunde ganz einfach, mit unterschiedlichen Klangräumen die reale Welt zu überlagern. Ich denke: "Augment Sounds" sind eine logische Entwicklung innerhalb der Elektromusik.

Derzeit sind Sie in Frankfurt am Main bei der MusikMesse. Wie wichtig ist so eine Veranstaltung für Sie?

Es ist ein Pflichtermin, den ich seit 1979 immer wieder gerne wahrnehme. In den 80er Jahren war ich sogar einmal bei der Messegesellschaft angestellt und habe Vorträge gehalten. Ich habe hier in Frankfurt schon früh Leute wie Adrian Wagner getroffen, Peter Vogel oder den gerade verstorbenen Reinhard Lakomy, habe gemeinsam mit Christopher Franke oder Patrick Moraz Messerundgänge gemacht und im letzten Jahr zum Beispiel mit Bernd Kistenmacher. Als jemand, der bis 1991 in Frankfurt am Main gelebt hat, war und ist es obligatortisch die MusikMesse zu besuchen. Mit dem schweizer Filmemacher Andreas Henkel habe ich in den 1990ern sogar einen kleinen Dokumentarfilm über die Messe gedreht. Es ist erstaunlich, was damals angesagt war und heute schon fast vergessen ist. Faszinierend!

Vor einiger Zeit haben Sie im Radio erzählt, sie möchten gerne einmal nach Wolperath fahren, dorthin, wo das Tonstudio von Conny Plank war, und dort etwas aufnehmen. Waren Sie schon dort und was ist das für eine Aufnahme?

Meine Frau und ich fahren im Mai nach Köln um dort Freunde zu treffen und ein wenig auszuspannen. In Köln nehme ich auch zwei Musiktitel auf. Und in der Tat werde ich dann nach Neunkirchen-Seelscheid zur Hennefer Straße 19 fahren, da steht inzwischen ein neues Haus, aber die Landschaft drumherum ist immer noch so wie früher und gegenüber dem ehemaligen Studiogelände gibt es einen kleinen Wald und da mache ich einige Kunstkopf-Aufnahmen der Natur und die kommen dann als Bonus auf das "Moods"-Album mit dazu. Sozusagen "The Nature Of Connys Studio".

Da Sie gerade selbst die "Buddha Machine" erwähnt haben: Was verbirgt sich hinter diesem Mysterium? Auf der MusikMesse findet man das nicht. Immerhin soll Brian Eno gesagt haben, dass diese Maschine die Welt verändern könnte.

Wie bei vielen anderen Äußerungen von Eno muss man auch das relativieren. Die "Buddha Machine" ist eine Erfindung der beiden chinesischen Musiker und Performancekünstler Zhang Jian und Christiaan Virantonen. Sie sieht aus wie ein kleines Transistorradio und verbreitet nach dem Einschalten tatsächlich den Charme dieser Geräte aus den späten 60er Jahren. Jeder von uns hatte als Kind wohl einmal so einen Transistorempfänger und tatsächlich knarzt, fiept und dröhnt es, wenn man den Lautstärkeregler andreht. An der Seite der "Buddha Machine" ist ein Schalter, durch den man zwischen neun verschiedenen Klangschleifen hin- und herschalten kann. Teilweise kann man auch noch die Tonhöhe verändern. Es ist auf jeden Fall ein schönes kleines Audiogerät um damit Klangebenen zu erzeugen. Ob es die Welt verändern kann, das weiß ich nicht. Brian Eno hat auf jeden Fall acht solcher Klang-Maschinen, eine Kunstgalerie in Rom installierte 2010 fast tausend "Buddha Machines" an ihren Wänden um so eine transzenentale Atmosphere zu erzeugen. Man kann mit den Geräten also viel machen. Allerdings scheint es nur ein Gerücht zu sein, dass sich der Geist von Buddha im Innern der "Buddha Machines" versteckt.

Wie viele "Buddha Maschinen" haben Sie und benutzen Sie die auch bei Ihren Konzerten?

Ich besitze vier. Eine von jeder Generation, die bis heute veröffentlicht wurde und alle vier nehme ich im Moment auch mit auf die Bühne. Es ist schon ein Kangerlebnis, wenn gleichzeitig aus jeder Seite der 4-KLANG Soundebene eine dieser Maschinen zu hören ist. Aber ich habe ja auch andere Maschinen auf der Bühne. Zum Beispiel den "Electronic Hindu", eine digitale TablaMachine mit Sitar-Expander oder die "Bach Maschine", eine Erfindung von mir, die live kleine schöne Komposition aus dem unermesslichen Repertoi von Bach-Melodien generiert, die als kleiner Gag mit den Geräuschen eines fließenden Bachs unterlegt sind. Also man kann schon sagen, dass ich Generative Musik mag.

Wie kommt man auf so eine Idee, eine "Bach Maschine" zu erzeugen?

Ich habe schon immer elektronische Geräte erdacht und gebaut. Als Jugendlcher habe ich mir meinen ersten Synthesizer selbst gebaut, weil ich kein Geld hatte, mir einen - in Anführungsstrichen - "richtigen" Synthesizer ztu kaufen. 1980 habe ich dann eine kleine Entwicklungsfirma mit Cassettenlabel gehabt, namens "Electronic Conceptions" oder ELECON. 1986 hieß das Ganze dann "Digital Musical Sounds" / DMS und ich arbeitete mit Kosta Kostis zusammen z. B. auf der MicrocomputerMesse in Frankfurt, Dort stellten wir die ersten Digital Drums für den COMMODORE 64 Homecomputer vor und ein MIDI-Mini Interface, Außerdem habe ich da schon Sounds entwickelt für den COMMODORE 64 SoundSampler. "50 Sounds To Feed Your Samper" hierß dass damals. Und auch heute noch arbeite ich mit Firmen zusammen wie Tone2. Da gibt es ja sogar einen Software-Synthesizer, der "Saurus" heißt. Die Idee zur "Bach Maschine" kam mir schon in den 90er Jahren, aber erst vor etwa drei Jahren habe ich Leute gefunden,d ie meine Ideen in Hardware umsetzen konnten. Zu kaufen gibt es das aber nicht. Nur live zu hören.


Das Interview führte Tim Schwarz © 2013 für "Rhein Main Radio". Fotos © photomana. Rainer Sauer ist noch bis zum 13. April 2013 auf der Frankfurter Musikmesse. Unter anderem am Stand von "Best Service Software".Im Laufe des AJhres tritt Rainer Sauer wieder live auf im Rahmen seinr "Non Plus Ultra"-Tour, unter anderem in Frankfurt, Köln, Hamburg , Jena und Gütersloh.

Eine kleine Führung durch die Welt der APPLE iPad App Synthesizer - Teil 1: Der ARTURIA "iMini"

Die "iMini" App von ARTURIA für das APPLE iPad ist im März 2013 erschienen und hat alles Gute, was man von der ARTURIA PC/Mac-Software Emulation des MiniMoog her kennt.


Ideal ist, dass man die gängigen ARTURIA Keyboard-Tastaturen von "ThePlayer", "TheAnalogFactory" und "TheLabroratory" problemlos über das Camera Connection Kit (= USB-Anschlussmöglichkeit) an das iPad anschließen kann und sie dann sofort vom iPad bzw. der "iMini"-App erkannt werden.


So kann man den "iMini" auf einfachste Weise über eine Hardware-Tastatur steuern und über die MIDI-Lernfunktion der App kann man zusätzlich jeden der Hardware-Drehregler einem "iMini"-Drehregler zuordnen.


Das ergibt eine ideale Möglichkeit zum Bühneneinsatz des "iMini" mit dem gewünschten fetten Moog-Sound. Da ist die Original MOOG "Animoog"-App schon wesentlich sperriger im Live-Einsatz.


Kompliment an ARTURIA und hier folgt noch ein kleines Video von der Arbeit mit dem "iMini"-Moog und einer ARTURIA Hardware-Tastatur von "ThePlayer25".


Rainer Sauer, Jena
im April 2013

(HINWEIS: DIese Bewertung und Rezension ist auch im AppStore von APPLE iTunes erschienen!)

Mach's gut Lacky ... und: Ahoi!


Vor wenigen Tagen erst, noch nicht einmal drei Wochen her, verkündete Reinhard "Lacky" Lakomy der Welt das Ende seines Lebens. Unheilbar krank sei er, sagte Lacky damals dem MDR, und das sei ja wohl "mehr, als ein eingeklemmter Nerv".

Ich schrieb damals, dass "wir" (und damit meinte ich alle Menschen, die ihn kannten und als Mensch erleben durften) uns für ihn eine heiße August-Nacht unter seinem Traumzauberbaum wünschen würden, eine Nacht, in der er diese Welt in Ruhe würde verlassen können. Aber Universalmusiker und Workaholics wie er (so wie auch 25 Jahre zuvor Conny Plank) haben manchmal noch nicht einmal dieses "Anstands-halbe-Jahr", um mit allem in Ruhe abzuschließen. Und so raubte es ihm schon heute morgen den Atem, noch nicht einmal drei Wochen nach der schrecklichen Ankündigung.

Heute Nachmittag machte MDR Info ein Radiointerview mit mir, in dem ich auf Lackys Leben eingehen durfte und auch das Musical, das er 2006 für das Planetarium unserer Stadt schrieb, habe ich dabei nicht vergessen. Einfach ist so etwas nicht. Über jemanden zu reden, den es schon nicht mehr als Mensch gibt und den man doch noch so vor Augen hat, als könnte er jeden Moment um die Ecke biegen und sagen: "Was gibt's Neues?"

Am Montag Abend sendet ZONO Radio Jena ihm zu Ehren noch einmal die Sendung "Im Gespräch mit Renhard Lakomy", die ich im Dezember 1999 aufgezeichnet habe und in der er mit mir sein Leben Revue passieren ließ. Die sollte man nicht verpassen.

Rainer Sauer, Jena am 23. März 2013

"THE EASTER CONCERT" on Easter Sunday March the 31st on ZONO Radio Jena


Last week I finished the mixing of "The Easter Concert" and so I can tell you some details and give you more informations about this performance: 

It starts with some of my typical Sprechcomputer announcements. 2011 I startet every of my monthly "Switched-On Kabarett" shows in the Spiegelsaal of the "Schwarzer Bär" in Jena with these announcements.

The klangbilder opens an arpeggiator tune that I've called "Open Glass", wihich is dedicated to Philip Glass amd Larry Fast. It is followed by "Melanchton II", a short piece, performed with Peter Chillvers "Air"-App, featuring the beautiful voice (...not of Christa Fast, but...) of Irish vocalist Sandra O’Neill. After this you can listen to a 20-minutes version of my "Six iPhones" (...which is in a superb sound quality).

Then you can listen to the huge "Music for Aurora Nights" Liveversion which is about 30 minutes long and I played this tune by using only the Generative Music App "Bloom" by Brian Eno and Peter Chilvers. This is followed by "The Easter Egg" which is a medley of ancient VELVET UNIVERSE music and some newer sounds for which I used the "Sunrizer" App on the iPhones and feat. Peter Vogels Fairlight CMI App on one iPad. The ambient sounds have been recorded in Wales by using a Kunstkopf system.

When "The Easter Egg" is gone and the blackbirds are singing you walk through the gloomy "Lichtenhain", performed with another Eno/Chillvers App called "Trope". At the end of "The Easter Concert" I do a performance, called "Beste Landung" (which I called "Beste Landung, because the rhythm of the sound hammerd the words "bes-te lan-dung...bes-te Lan-rung..." and so on in my brain). Therefore I use a short drumsample loop and I only change the faders of the parametric equalizers of my two YAMAHA......livemixers - that's all.

You can listen to the concert on 2013-03-31 via ZONO Radio Jena or buy it from this day on via my BandCamp/Werksverkauf for 7 Euro. - The Programmübersicht:

1.) "Warnhinweis" (A-U-T-O-B-A-H-N Sprechcomputer und Vocoder)

2.) "Open Glass" (iPhone # 2)

3.) "Melanchton II" (iPhone # 1)

4.) "Six iPhones" (iPhone # 1, iPhone # 2, iPone # 3, AKAI SynthStations, YAMAHA Mixer)

5.) "Music For Aurora Nights" (iPhone # 3)

6.) "The Easter Egg" (iPad, iPhone # 1, iPhone # 2, iPhone #3)

7.) "Lichtenhain" (iPhone # 1)

8.) "Beste Landung" (iPad, YAMAHA Mixer # 1 and # 2)

Length: 1 hour and 52 Minutes / Musican: Rainer Sauer / Klangbild: three iPhones, one iPad, two YAMAHA EMX-5000-12 mixer (picture below) with the incredible A-U-T-O-B-A-H-N Azimuth Modulator, A-U-T-O-B-A-H-N Sprechcomputer and Vocoder.

Rainer Sauer, Jena / 2013-03-21

1977: Ein Jahr, das mich völlig aus der Bahn warf und mein weiteres Leben veränderte (Teil 1)

Ich weiß, dass es ungewöhnlich scheint, hier vordergründig nichts spezielles zu Elektromusik oder -musiker zu schreiben, aber dieses Mal geht es mir um ein Jahr: das Jahr 1977. Gerade dieses Jahr ist mir wichtig, denn es war reich an Ereignissen und hielt der späteren Zeit einige Anspielungen auf sich selbst verborgen. Vor allem hat mich dieses Jahr vom Grunde auf verändert und deshalb ist es aus meiner Sicht wichtig, hier etwas über dieses Jahr zu schreiben, um nicht zu sagen: ich halte es für meine Pflicht.

1977 ist wie eine Puzzle, wobei sich Halluzination und Realität als gleiche und doch unterschiedliche Partner gegenüberstehen. Das Jahr beginnt mit einem Weihnachtssong der Gruppe CAN, „Silent Night“, der über die Feiertage ins neue Jahr hinüberschwappte.

Ich war damals gerade volljährig geworden, mein aktueller Musikgeschmack war vielseitig (angefangen bei Aaron Coplands Ballettmusik „Billy The Kid“, die ich „rauf und runter“ hörte, über zwei Live-Doppel-LPs, die ich mir zu Weihnachten gewünscht hatte - „’n Abend“ von Ulrich Roski und „Before The Flood“ von Bob Dylan and The Band - bis hin zum Klaus Schulze Album "Moondawn" und dem, in Kunstkopf Stereophonie aufgenommenen CAN Album „Flow Motion“, das im Herbst erschienen war und welches mir zu meinem 18. Geburtstag am 1. Dezember geschenkt worden war) und meine erste eigene Band, die Folk-Elektronic-Rock-Combo „Melvin Dawson And Friends“ war auf den Weg gebracht...mit mir als Melvin Dawson.

Gerade volljährig geworden waren neben meiner Arbeit und der Musik Kinobesuche an der Tagesordnung, wobei ich ja nun - Anfang 1977 - auch offiziell in Erwachsenenfilme gehen durfte, was ich auch tat. Ich schaute mir zum Beispiel im "Roxy"-Filmtheater in Offenbach am Main „Body Love“ an von Lasse Braun, nicht nur wegen des Soundtracks, den Klaus Schulze hierfür aufgenommen und im Februar 1977 veröffentlicht hatte.

Meinen ersten eigenen Synthesizer, betitelt: CX-5, hatte ich bereits im Sommer 1976 aus verschiedenen Komponenten von KOSMOS Elektronikbaukästen und Tonmessgeräten sowie einem alten Radio zusammengebaut und mit ihm machte ich im Dezember 1976 und Januar 1977 auf meinen GRUNDIG Tonbandgeräten mit HIlfe des GUYATONE Verstärkers mit Vibrato und Federhall, interessante Klangaufnahmen, bei denen ich auch einen Digitaluhr, ein Elektronik-Blitzgerät und einen SANTRON Taschenrechner mitwirken ließ.

Im Februar 1977 hatte ich genug Geld zusammen um mir eine defekte HOHNER Organetta 49R Elektronik-Orgel zu kaufen, die ich fortan in meine Klangexperimente mit einbaute, denn ich wollte endlich musikalisch so (oder zumindest so ähnlich) klingen wie Klaus Schulze, den ich seit „Picture Music“, „Timewind“ und“Moondawn“ verehrte. Ende Februar trieb mich aber eine schwere Angina ins Fieber und meine Eltern, bei denen ich zu dieser Zeit noch wohnte, machten mir ein außergewöhnliches und nicht zu erwartendes Geschenk.

Da ich zwei Wochen ans Bett gefesselt war, hatten sie mir die gerade erschienene KRAFTWERK LP „Trans Europa Express“ gekauft. „Du magst doch KRAFTWERK“, sagte meine Mutter, als sie mir die Platte gab und das stimmte wohl. Schon im Herbst 1972 hatte ich „Kraftwerk 1“ und „Kraftwerk 2“ gehört, 1973 das dritte Album, 1975 hatte ich mir mit „Autobahn“ die erste eigene KRAFTWERK LP zugelegt. Und mit Stolz bemerkte ich während unseres Frankreich-Urlaubs im Sommer 1975, dass die Single „Radioaktivität“ dort auf Platz 1 der französischen Charts gestiegen war, hörte das gleichnamige Album nun umso lieber, und jetzt war ich also unverhofft an „Trans Europa Express“ gekommen.

Das Album „Trans Europa Express“ ist ein Traum, eine Illusion, aber nicht in dem üblichen, billigen Sinne des Wortes - es ist ein Möbiusband, eine Escher Malerei, eine Fuge von Bach: Es trotzt wacher Logik und doch erscheint das Album dem Hörer bemerkenswert vollständig und nahtlos was schon irgendwie surreal wirkt, denn inmitten einer Zugfahrt findet man sich in einem Spiegelsaal wieder, begleitet Schaufensterpuppen, bei deren Trip durch die Stadt und begegnet Franz Schubert. Von Anfang an wusste ich aber, dass dieses Album etwas Großes war und in meinen Fieber-Phantasien der schweren Angina, wurde mir absolut klar, dass dieses Album in der späteren Musikgeschichte einen ebensolche Rolle spielen würde, wie „Sgt. Pepper“ von den Beatles oder „Tubular Bells“ von Mike Oldfield. Auch wenn das Fiebr von damals heute lange vergangen ist, lag ich in meiner euphorischen Einschätzung von damals aus heutiger Sicht doch gar nicht so schlecht.

Im weiteren Verlauf des Frühjahrs nahm ich die Musik für drei Alben auf - so nannte ich damals meine Compact-Cassetten, die ich wie kleine Langspielplatten aufnahm, mischte und im Freundeskreis des „Musikclub Schlachthof“ in Offenbach am Main veröffentlichte. Über Michaela, eine Arbeitskollegin, kam ich in Kontakt mit der lokal erfolgreichen Band APRIL, die nicht im Musikclub probte sondern in Mühlheim am Main, und wurde deren „Mann für alle Fälle“. Das heißt: ich nahm die Konzerte auf, spielte Percussion und Tambourin, fühlte mich ein wenig wie Brian Eno bei „Roxy Music“, weil ich bei dem Livegigs von meinem Stereo-Tapedeck Bänder mit Geräuschen zuspielen durfte und der Opener eines jeden APRIL-Konzertes gehörte mir: ich spielte dem auf Rockmusik wartenden Publikum „The Open Prairie“ ein, die Schluss-Szene aus Coplands „Billy The Kid“.

Für mich neu und erstaunlich war es, dass sogar ich - der Sideman und wahrlich kein Rock'n'Roller - nach den Auftritten Frauen kennenlernte. An drei von Ihnen erinnere ich mich noch heute...und dadurch auch an „Don't Let Me Be Misunderstood“ in der Disco-Version des Sommers 1977 von SANTA ESMERALDA. Und eine von Ihnen brachte mich zum ersten Mal ins Radio. Henning Venske interviewte mich eines Sonntag Abends live im Hessischen Rundfunk auf hr3.

Der echte Brian Eno war zur gleichen Zeit in Berlin und nahm zusammen mit Ex-T. Rex Produzent Tony Visconti zwei Schallplatten von und mit David Bowie auf: „Low“ und „Heroes“. „Low“ hatte ich mir im März 1977 gekauft, nachdem Bowies Single „Sound And Vision“ in die Hitparaden eingestiegen war. Darüber, dass mich die Eno/Bowie-Komposition „Warszawa” tief beeindruckte und prägte, brauche ich hier kein weiteres Wort zu verlieren.

[...to be continued...]

RAINER SAUER INTERVIEW VOM NOVEMBER 2012


(lsn) - Elektromusik ist nicht gleich Elektromusik und einen Synthesizer zum Klingen zu bringen reicht heute nicht mehr aus, um Fans der Elektromusik zum Kauf von Tonträgern oder zum Download von Alben zu bewegen. Das weiß auch Rainer Sauer, seit mehr als zwanzig Jahren in der Lichtstadt zuhause, früher im Westen Deutschlands erfolgreicher Elektronik-Rock Musiker mit seiner Band VELVET UNIVERSE und ein bekannter Radiomoderator, heute deutschlandweit einer der renomiertesten Künstler in seinem Genre.

Das mit dem Radio hat er nach Jena exportiert, ist nach wie vor im Trägerverein des Offenen Hörfunkkanals Jena (dessen stellvertretender Vorsitzender er lange Jahre war) und wurde schon 2001 mit dem TLM Hörfunkpreis für die beste Radiosendung Thüringens ausgezeichnet.

Ab und an macht er auch heute noch "Musik aus den ewigen Schaltkreisen", wie er sie nennt, entwickelt mit andern Musikern elektronische Klänge am von ihm geründeten "Oskar Sala Institut für Klangforschung", produziert nach wie vor Künstler (1985 entdeckte Rainer Sauer die Band CAMOUFLAGE) oder bastelt an neuen Vermarktungskonzepten. 54 Jahre ist der studierte Diplom-Verwaltungswirt alt und macht bereits seit 38 Jahren Musik in der bundesdeutschen Elektromusik- Szene und die ist nicht irgendeine, sondern hat weltweit immer noch Einfluss und Reputation.

Aber wie schafft man es, die neuen Fans ebenso wie die treuen, mit KRAFTWERK und TANGERINE DREAM erwachsen gewordenen Kenner und Sammler gleichermaßen zufriedenzustellen, und am Ende auf einem in alle Richtungen expandierenden Markt auch noch Profit zu erwirtschaften? Barbara Nowak sprach mit Rainer Sauer über seine Musik, seine Kontakte, seine Pläne und Wünsche.


BN: Vorletztes Jahr haben Sie Musik produziert, letztes Jahr bei "Switched-On-Kabarett" Synthesizermusik und literarisches Kabarett miteinander verschmolzen, dieses Jahr ist es Ambient Music, was Sie machen. Viele Experten sagen, so etwas funktioniere nicht, man müsse sich Erfolg mit einem Langzeitkonzept erarbeiten.

RS: Zeigen Sie irgendwo auf der Welt ein Bild von einem Synthesizer, einem Keyboard herum und schnell wird jemand sagen: Ich weiß, was das ist. Aber das beschreibt ja nicht die hundert verschiedenen Stilrichtungen, die es in der Elektromusik gibt. Also muss man herausfinden, was funktioniert und was nicht. Seit ich finanziell unabhängig bin, probiere ich die unterschiedlichsten Dinge aus.

BN: Jetzt ist es "Ambient Music", eine Stilrichtung, die Brian Eno erfunden hat, Anfang der 1970er Jahre, zu einer Zeit, als Sie anfingen eigene Musik zu machen.

RS: Ja, aber ich war damals zu jung und hatte das Geld nicht, um mir eigene Synthesizer zu kaufen. Damals war es mein Ziel, mit Synthesizermusik Geld zu verdienen und unabhängig zu werden. In dieser Zeit wäre die "Ambient Music" daher nichts für mich gewesen, was ich mit Leidenschaft gemacht hätte. Heute ist es aber genau das geworden, heute habe ich zudem die Kontakte, z. B. mit Musikern aus England zusammenzuarbeiten. Und es gibt jeden Tag immer phantastischere Musikinstrumente für meine Musik.

BN: Wie das iPad, das Sie jetzt des öfteren für ihre Musik benutzen?

RS: Das ist eines dieser Musikinstrumente. Das iPad ist in der Tat, genauso wie das iPhone, ein hervorragendes Musikinstrument, mit dem man viel machen kann. Aber nur dann, wenn man als Nutzer weiß, was man damit machen will und wie man es machen muss und die Grundprinzipien der Klangerzeugung kennt. Nicht jeder, der sich ein iPad kauft und die nötige Software, ist dadurch auch gleich ein Künstler (siehe hierzu auch das Video oben!).

BN: Was macht Ihrer Meinung nach einen Künstler aus?

RS: Auch bei der Elektromusik kommt "Kunst" von "Können", wie es ja allgemein in der Msik der Fall ist. Nehmen sie einmal ein Klavier. Wenn Sie oder ich uns daran setzen und versuchen etwas zu pielen, dann ist das tatsächlich ein Spiel. Wenn es dagegen jemand wie etwa Daniil Trifonov macht, dann kommt dabei Kunst heraus. Ein Gerät auspacken, ein paar Tasten drücken, Krach zu erzeugen oder Schönklang, ist einfach. Aber schnell kommt man an die Grenzen und fragt sich "Was will ich damit machen?" und dann legt man so ein Gerät wieder weg und das war's dann gewesen. Die Künstler, die ich kenne und die mir etwas bedeuten sind oder waren lange im Geschäft, haben Dinge erfunden, herausgefunden oder entwickelt und vor allem viel Zeit in ihre Kunst, in die Musik gesteckt. Ich halte es da mit Conny Plank, der einmal sagte, mehr als die Hälfte von dem, was er im Studio mache, sei verlorene Zeit, sei Mist, den er später wegwerfe. Aber oftmals entsteht die Schönheit eines Klangbildes genau aus dieser Zeitverschwendung. Auch bei mir ist das Inspiration, eine Art Meditationsprozess. Ich will nicht ein Stück Musik machen, so wie man ein Lied schreibt. Bei mir dauert das.

BN: Sie veröffentlichen und spielen nicht oft heutzutage.

RS: Das brauche ich auch nicht, denn ich habe einen Hauptberuf, der mich sehr ausfüllt, und die wenige Zeit, die ich für's Musikmachen habe, gekoppelt mit meinem Zeitanspruch daran, führt zu diesen relativ langen Zeitabständen, in denen ich spiele oder Musik publiziere.

BN: Und was ist mit Ihren Kontakten zu anderen Musikern? Finden die auch nur sporadisch statt?

RS: Das Pflegen von Kontakten hat zum Glück kein Zeitlimit. Und da ich immer wieder anspruchsvolle Radioprojekte realisiere oder realisieren helfe, unterliegen die Kontakte regelmäßiger Auffrischung.

BN: Was machen Sie derzeit?

RS: Im Moment arbeite ich sowohl für mich selbst als auch für das Radio. Für mich selbst entsteht eine Album-Trilogie mit Veröffentlichungen in den nächsten drei Jahren und für ZONO Radio Jena arbeite an einer vierstündigen Radiosendung über Conny Plank, einen der innovativsten Musikproduzenten, den Deutschland je hatte. Er ist verantwortlich, dass es das Genre des "Krautrock" gibt und produzierte von Kraftwerk über Brian Eno, Ultravox oder die Eurythmics viele andere Künstler und Bands. Vor genau 25 Jahren ist er gestorben und ich bin derzeit mit seinem Sohn daran, sein Leben und sein Werk ein Stück weg aufzuarbeiten. Ende Dezember 2012 gibt es die Radiosendung dazu.



BN: Dieser Tage ist ein neuer Synthesizer auf dem Markt erschienen, der "RayBlaster" und an dem haben sie mitgewirkt mit Ihrem "Institut für Klangforschung" in Jena. Wie muss man sich so eine Mitarbeit vorstellen und wo findet man dieses Institut?

RS: Zuerst einmal ist das "Oskar Sala Institut für Klangforschung", so ist der volle Name, keine große Sache, also keine Landeseinrichtung oder so etwas ähnliches...

BN: ...wie einem der Name suggerieren könnte...

RS: ...ganz genau. Es steht unter meiner privaten Leitung und ist Lehr- oder Forschungseinrichtung im kulturell-wissenschaftlichen Sinn. Die am Institut beteiligten Personen entwickeln im privaten Auftrag oder für Firmen entweder elektronisch erzeugte Klänge oder betreiben, die der Name schon sagt, Klangforschung. So gibt es zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Firma "Tone2" von Bastiaan Noord und Markus Krause. Mit Bastiaan, der in den Niederlanden lebt, habe ich regelmäßigen Kontakt, seit dem er den "Saurus"-Synthesizer herausgebracht hat und Markus, der bei Rosenheim lebt, ist als Dipl. Inf. Univ. einer der intelligentesten Musiksoftware-Designer, die man sich denken kann. Mit dem "RayBlaster" ist ihm nun der "große Wurf" gelungen, so will ich es jetzt einmal nennen: ein völlig neuartiges elektronisches Musikinstrument mit völlig unerwarteten Klangeigenschaften und -möglichkeiten. Das wird auf der Musikmesse 2013 sicher noch für Furore sorgen.

BN: Und was war Ihr Anteil daran?

RS: Wir haben am Sounddesign mitgearbeitet. Einige Sounds aus dem Jenaer Institut werden mit der Werksfassung des Synthesizers ausgeliefert, andere kommen im Laufe des nächsten Jahres in den Vertrieb (siehe Video oben).

BN: Wo findet man das "Oskar Sala Institut"?

RS: Vor einigen Jahren hatten meine Frau und ich die Möglichkeit zu unserem Grundstück am Saalbahnhof in Jena weitere Gebäude anzukaufen. In denen ist mittlerweile das Institut untergebracht und ZONO Radio Jena mit seinen Studios angesiedelt.

BN: Kurze Zwischenfrage: Kann man vom Musikmachen leben?

RS: Das hängt von den Ansprüchen ab, die man an das Leben hat. Ich kenne wenige Leute, die mit Musikmachen sich selbst und ihre Familie ernähren können. Und wenn, dann geht das auf Kosten der Lebensqualität, d. h. sie sind viel unterwegs. Man hat mir einmal eine Regel beigebracht, die heißt: "Ein Top-10 Hit ist kein Garant dafür, von Musik leben zu können!". Ich sage das auch ganz klar in Richtung von Leuten, die noch nicht einmal diesen Top-10 Hit gehabt haben.

BN: Also in Richtung von Menschen, die davon träumen, in Castingshows ihr Glück zu machen.

RS: Auch. Ich finde überhaupt Ihre Formulierung "ihr Glück" sehr zutreffend. Man kann mir da gerne widersprechen, aber ich behaupte einmal, dass so gut wie niemand, der bisher eine Castingshow im deutschen Fernsehen gewonnen hat, sein Glück gemacht hat. Die von Stefan Raab betreuten Künstler einmal ausgenommen. Aber ich meine hier die Gewinner. Für die dahinter platzierten interessiert sich schon nach Wochen sowieso kein Mensch mehr.

BN: Sie hatten ja auch einmal eine Nachwuchsförderung beim Hessischen Rundfunk, haben 1985 so die Band CAMOUFLAGE entdeckt. Was hat sich seither verändert?

RS: Man kann die 80er Jahre nicht mit heute vergleichen. Damals wurde noch Musik gemacht mit Kopf und Hand und Herz, ohne Softwareunterstützung, ohne virales Marketing, ohne die Möglicheiten des Internets. Ich habe ja in dieser Zeit selbst meine größten Erfolge feiern dürfen, Damals gab es noch Plattenfirmen, die Leute zur Pflege von "Artist & Repertoire" beschäftigten. Damals wurden Künstler und Musikgruppen noch über Jahre hinweg aufgebaut. Aber mit dem Rückgang der Tonträgerverkäufe ist dies alles aufgegeben worden. Heute kann ein Hype im Internet über Wohl und Wehe eines Künstlers entscheiden. Wie in der Filmbranche auch, muss sich ein Produkt gut verkaufen, bevor man von den gleichen Künstlern ein neues anbietet. Wer gut ist, aber kantig oder fragil, wird fallen gelassen, selbst wenn man mit einem immensen Werbeaufwand versucht hatte ihn aufzubauen. Wie Henry Francois Funke, den ich 2010 in Leipzig kennenlernen durfte und der alle Chancen hatte, eine großartige Karriere hinzulegen, aber an der Nicht-Akzeptanz seines Konzeptes scheiterte. Zu unrecht, denn man hätte ihn weiter puschen müssen und er wäre inzwischen sicherlich ein großer Star. Ich liebe sein Album und seine Musik - das muss ich ganz klar zugeben.

BN: Von Ihnen gibt es inzwischen die Ankündigung von vier neuen Alben in den nächsten Jahren. Weshalb so zeitig und so in die Zukunft gerichtet?

RS: Die Musik ist fast fertig, kann sich aber bis zur endgültigen veröffentlichung immer noch verändern. "Moods", "Leaves" und "Cats" ist eine Trilogie, die aufeinander aufbaut und "Stardust" die Wiederentdeckung alter Kompositionen von mir aus den Jahren 1975 bis 1979, während die Titel der sog. "S"-Trilogie alle auf neuerer Zeit stammen. "Stardust" hat also etwas mit dem Staub zu tun, der sich auf den alten Sachen gebildet hat und bald wird der Äther erkundet, erforscht, ich es im Untertitel ausdrücke. Aber in der Astronomie weiß man, dass ein immer tieferer Blick ins Universum immer frühere Entwicklungen und Konstellationen aufzeigt. Für so etwas braucht man Zeit zur Veröffentlichung und als Hörer für das Kennenlernen von Musik - so will ich es einmal nennen. Und man braucht eine Käufergemeinde, die solche Dinge zu schätzen weiß. Deshalb gibt es 2013 bis 2015 jedes Jahr ein Album der "S"-Trilogie und Ende 2015 dann noch den Sternenstaub gratis dazu, für die Käufer, die alle Alben der "S"-Trilogie besitzen.

BN: Haben Brian Enos Ideen Ihnen irgendwie geholfen bei der Arbeit an den neuen Alben?

RS: Es ist Jahre her, seit ich sein fantastisches Buch "A Year With Swollen Appendices" (links rot eingekreist in Sauers Arbeitszimmer) zum ersten Mal las, aber ich kann auch heute noch aus ihm schöpfen, um mir philosophische Gedanken um Musik und Kunst zu machen. Es wirft nicht nur Licht auf Brian Enos musikalische Evolution, sondern gibt einem auch Auskunft über klangtechnisch wichtige Dinge. Interessanterweise gibt es ja in seiner und in meiner Biografie die eine oder andere Parallele. Er berichtet, dass ihn Steve Reichs bahnbrechendes Tonbandmusikstück "It 's Gonna Rain" von 1965 sehr beeinflusst hat und bei mir war es Steve Reichs Stück "Six Pianos" von 1973, das im Übrigen auch Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, dessen Webseite ich heute betreibe, einst zur "Minimal Musik" geführt hatte.

BN: Was macht "Minimal Musik" aus?
 
RS: In der "Minimal Musik" findet man Einflüsse aus indo-asiatischer und afrikanischer Musik. Sie ist polyrhythmisch und ignoriert, wie ja auch in Teilen der Jazz-Musik, weitgehend die Konventionen des Komponierens, wie sie sich in Europa und Amerika in den letzten Jahrhunderten etabliert haben. Ob sie auf die serielle Musik des 20. Jahrhunderts eingeht, in Form einer Weiterentwicklung, vermag ich als nicht-studierter Musiker nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist die "Minimal Musik" noch immer ein Teil der modernen ernsten Musik.

BN: Wie hat "Six Pianos" Sie beeinflusst?

RS: Es war einer der wichtigsten Teile meiner Musikentwicklung. Die ganze Idee der Polyrhythmic bei meiner Arbeit mit Synthesizer-Sequenzern kam aus diesem Stück. Ob man die Phrasen, wie bei Steve Reich, von versierten Musikern auf sechs Pianos spielen lässt oder von einer elektronischen Maschine macht dabei keinen Unterschied. Wichtig ist: der Akt des Zuhörens ist gleichzeitig auch der Akt des Komponierens. Wenn man sich die ebenso simplen wie in ihrer Auswirkung komplizierten Verlagerungen von Ton- und Klangmustern in "Six Pianos" anhört, dann lernt man, dass Veränderungen in der Musik auch fließend sein können und nicht abrupt. Diese Erkenntnis hat mich 1974,als ich das Stück zum ersten Mal hörte, sehr beeindruckt. Auch, dass man als Komponist durchaus, wie in diesem Fall, sechs Leute ihre Arbeit machen lassen kann und dann alles an einem Mischpult ineinander und wieder auseinander mischt. Wie unterschiedlich ist doch diese Komponisten-Rolle von der alten romantischen Idee, dass der Komponist eine Partitur schreibt und ein Orchester oder Band sie dann umsetzt. Oft genieße ich diese passive Seite des Komponierens und lasse die Dinge einfach auf mich zukommen. Für mein neues Album "Moods" habe ich Reichs Idee in die Neuzeit verschoben und das Stück "Six iPhones" aufgenommen.

BN: Wie kann muss man sich dieses Stück vorstellen? Klingeln da unentwegt Telefone?

RS: (lacht) Natürlich nicht. Als vollwertiges Musikinstrument kann das iPhone ja mehr als nur zu klingeln. Ich habe hierbei ein Synthesizerprogramm genommen und polyrhythmische Sequenzen programmiert und die auf sechs iPhones gleichzeitig laufen lassen. Aufgenommen habe ich das dann auf meinem digitalen Tascam 8-Spur Rekorder und am Ende im Studio gegeneinander abgemischt, wie bei "Six Pianos". Es sind zwar nur wenige iPhones, aber es klingt nun nach viel mehr. Brian Eno sagte ja auch, dass es nicht die Anzahl der Musikinstrumente ist, die einen Gesamtklang ausmachen, sondern das, was im Kopf des Zuhörer passiert. Alleine im Kopf der Zuhörers entsteht die Klanglandschaft, der Klangeindruck.  

BN: Wann wird "Moods" erscheinen?

RS: Es ist vorgesehen, dass das Album kurz nach der Sommerpause erscheint, als erstes der "S"-Trilogie.

 
BN: Und weshalb nahmen sie hierfür sechs iPhones und nicht sechs "große" Synthesizer?

RS: Das ist wirklich eine gute Frage und ich kann da nur sagen: ich entscheide dies aus dem Bauch heraus, also mit Gefühl. Durch meine 4-KLANG Konzerte, mit vier mehr oder weniger unterschiedlichen Elektromusikteilen, bin ich ja ohnehin gezwungen, oft Entscheidungen zu treffen. Aber in meiner Musik gibt es die "großen" Synthesizer ebenso wie die kleinen. Alles hat seine Berechtigung auf seine Weise. Für Musikinstallationen z. B. nehme ich wiederum ganz andere Geräte als bei Konzerten. Im Sommer gibt es ja die "2013 ODYSSEE - 4-Klang Installationen" und da lasse ich verschiedene Klangerzeuger aktive Musik und Klänge erfinden.


BN: Wie und an was entscheiden Sie, welche Geräte Sie für Ihre Musik einsetzen?

RS: Im Grunde entscheidet sich die Verwendung einzelner Instrumente und Klangerzeuger an der Notwendigkeit des Anlasses. Es kann auch schon mal sein, dass ich ganz alte Geräte wieder reaktiviere um einfach nur einmal zu zeigen, dass es auch vor vierzig Jahren schon tolle Elektromusikinstrumente gab.


BN: Auf dem neuen Album "Moods" gibt es einen Titel, da haben Sie einen Kunstkopf eingesetzt um ein räumliches Klangerlebnis zu erzeugen. Wie geht das und, vor allem: Was bringt das dem Zuhörer?

RS: Die Kunstkopf-Aufnahmetechnik kam Anfang der 1970er-Jahre in Mode. Ich glaube das erste Kunstkopf-Hörspiel hieß "Demolition" nach einem Roman von Alfred Bester und ich habe das damals mit Begeisterung im Radio gehört. Musikgruppen wie Can haben in den 70er-Jahren Schallplatten in Kunstkopftechnik aufgenommen oder Musiker wie Kevin Godley und Lol Creme. Der Kunstkopf erzeugt ein natürliches Hörerlebnis, also nicht nur Links und Rechts kann man unterscheiden sondern auch Vorne und Hinten sowie Oben und Unten. Eben wie es ein Mensch mit seinen Ohren im Alltag auch erleben würde. Für den Titel "Wide Angel And Zoom", dessen einzelne Elemente auch Bestandteile des "ODYSSEE"-Projektes sind, habe ich acht omnidirektionale Raumklang-Lautsprecherboxen rund um einen Kunstkopf montiert und die einzelnen Geräusche so eingespielt, wie man sie auch in etwa räumlich hören würde, wenn man zu einer "ODYSSEE"-Klanginstallation gehen würde.

BN: Sind das Spezialanfertigungen?

RS: Den Kunstkopf habe ich mir in Großbritannien bauen lassen und die Boxen habe ich über Jahre hinweg nach und nach erworben auf Flohmärkten, von HiFi-Studios oder über eBay.

BN: Wenn Sie einmal in die Glaskugel schauen, was wollen Sie dann in Zukunft noch musikalisch machen? Was sind die langfristigen Ziele?

RS: Ich bin jetzt Mitte 50, habe also in etwa noch zwei, drei Jahrzehnte vor mir - jedenfalls soweit man das als Mensch beeinflussen kann. Langfristige Ziele gibt es keine oder, um es mit Franz Beckenbauer zu sagen, "Schaun wir mal, was kommt". Das ist doch spannend, wenn man die Dinge auf sich zukommen lässt, anstatt sie fieberhaft zu siúchen. Mittelfristig gibt es die "S"-Trilogie und "Stardust", außerdem auf meinem "Werksverkaufs"-Portal "BandCamp"...

BN: ...Was ist denn das?

RS: "BandCamp" ist ein recht bekanntes Musikportal, das sich das Ziel gesetzt hat, Musikern einen möglichst einfachen Weg zur Verfügung zu stellen, wie sie Musik an ihre Fans bringen können. Ich nutze es für Musik, die ich außerhalb meiner regulären Musikverträge veröffentlichen möchte. So etwa alte Alben und Produktionen aus den 70ger-, 80er- und 90er-Jahren. Demnächst erscheint dort zum Beispiel mit "FM Box" ein Best-Of-Album meiner früheren Band ORGANISATION ZWEI mit Musiktiteln aus den Jahren 1988, sozusagen zum Silbernen Jubiläum nach 25 Jahren (siehe oben das Video zu "Machines" von OZ). Monatlich gibt es dort Musik aus meinem reichhaltigen Fundus von fertigen Produktionen, RoughMixes oder unveröffentlichten Sachen. Ich habe ja über die Jahre doch einige Solo-Alben und Filmmusiken gemacht oder Konzerte gespielt, zu denen es immer wieder Nachfragen von Fans gibt und die kann man so nach und nach bei "BandCamp" im Rahmen meines "Werksverkaufs" direkt erwerben.

BN: Sind das unveränderte, sozusagen historische, Aufnahmnen oder haben Sie da später etwas neu dazu aufgenommen bzw. Dinge verändert?

RS: Ich habe mich schon vor Jahren die Internetadresse www.originalaufnahmen.de gesichert und genau darum geht es. Alle auf "BandCamp" eingestellten Aufnahmen sind die Originalaufnahmen, angefangen im Jahre 1974 bis heute. Sie wurden lediglich, soweit es sich um Bandaufnahmen handelt, später noch einmal digital gemastert und aufgehübscht, was Rauschen und Bandfehler angeht, aber im Grunde sind es 1:1 die Aufnahmen, wie ich sie irgendwann einmal hergestellt habe. Ich darf hier auch stolz sagen, dass ich noch niemals Neuaufnahmen gemacht habe oder aus vertraglichen Gründen solche Aufnahmen machen musste. Bei mir ist alles original. Inklusive der Fehler.

[Interview © 2012-2013 für www.a-u-t-o-b-a-h-n.de / Zuerst veröffentlicht bei "Lichtstadt.News" zwischen November 2012 und Februar 2013]